Wissenswertes für Autofahrer (viel Text)

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Wissenswertes für Autofahrer (viel Text)

Beitragvon Fanorn » Do 01 Jul, 2004 14:30

Einleitung


Das heutige Verkehrsgeschehen erfordert umsichtiges und tolerantes Fahren von allen Verkehrsteilnehmern. Die wichtigsten (häufig ungeschriebenen - zumindest bis jetzt) Verhaltensmaßregeln sind hier einmal in loser Reihenfolge zusammengefaßt. Sie ermöglichen Ihnen eine synergetische Beziehung mit all Ihren mobilen Mitmenschen.

Grundsätzliches


Sie zahlen Steuern, also haben Sie auch Rechte. Die Straße gehört Ihnen und zwar nur Ihnen. Lassen Sie alle anderen Verkehrsteilnehmer darüber nie im Unklaren.
Die StVO und StVZO sind erstens für Spießer und zweitens nur eine unverbindliche Verhaltensempfehlung des sogenannten Gesetzgebers.

Fahrzeuggestaltung


Gestalten Sie Ihr Fahrzeug individuell nach Ihren eigenen Maßstäben. Machen Sie allen klar, daß es sich bei Ihrem Fahrzeug um ein Unikat handelt. Werten Sie Ihr Fahrzeug optisch auf, z.B. durch ausladende Heckspoiler (nur wer schnell aussieht, ist auch wirklich schnell!) und Typenschilder der Topmodelle. Falls Sie einen BMW mit Vierzylinder fahren, entfernen Sie den Modellschriftzug und kleben Sie ein "M" auf die Heckklappe. Nichtswissende Spötter behaupten, dies wäre das Initial von "Möchtegern", aber lassen Sie sich dadurch nicht verunsichern. Der Anblick des "M" erzeugt bei jedem Betrachter atemloses Staunen und Ehrfurcht. Insider erkennen daran den echten Sportwagen.

Dieselfahrzeuge


Noch besser sieht es für Sie aus, wenn Sie einen Direkteinspritzerdiesel Ihr Eigen nennen können. Was vor ein paar Jahren noch als unmöglich galt, ist heute selbstverständlich: Leistung im Überfluß bei minimalem Spritverbrauch. Keine andere Maschine kommt da noch mit, besonders die breite Riege der 1,9-Liter-Aggregate stellt derzeit die Phalanx der Supersportwagen. Egal ob 90, 110 oder 130 PS: Keiner ist schneller, niemand beschleunigt besser. Oder anders ausgedrückt: Die linke Spur gehört Ihnen, der Blick in den Rückspiegel erübrigt sich, die Chance, daß hinter Ihnen jemand fährt, der noch schneller fahren könnte, ist gleich Null. Die Verkehrsteilnehmer hinter Ihnen werden Ihre Bewunderung durch freudige Lichtsignale und ausgelassenes Hupen ausdrücken und ganz dicht auffahren (wenn sie können), um Ihrem wunderbaren Automobil einmal nur ganz nah sein zu dürfen. Lassen Sie sich dadurch aber nicht Ihren Charakter verderben, schon manchem TDI-Fahrer ist die ständige Vergötterung durch andere Autofahrer zu Kopf gestiegen. Denken Sie daran: Es fordert einen kühlen Kopf und reichlich Verantwortung, mit dermaßen viel Power umzugehen. Dies gilt insbesondere für den 2,5-Liter-TDI, der quasi die Krönung der Krönung darstellt. Hier wurde das technisch Machbare eindrucksvoll realisiert. Selbst im zweiten Gang drehen die Räder manchmal noch brutal durch, natürlich nur bei vereister oder stark verölter Fahrbahn, aber dies ist ja zum Glück fast nie der Fall. Deswegen ist der Quattro-Antrieb quasi ein Muß. Nur er sorgt durch sein hohes Gewicht (erhöhter Anpreßdruck) und seine immens hohe innere Reibung (verhindert, daß übermäßig viel Leistung an die Räder gelangt) für optimale Traktion ohne Kavalierstarts. Auch Mercedes ist nicht mehr Mercedes. Während ganze Generationen die Strichachter und Hundertdreisowievierundzwanziger Diesel nur als Wanderdüne erlebten, stellen die aktuellen CDI alles in den Schatten, was da zu beschatten ist. Beschleunigungswerte von weniger als zehn Sekunden von Null auf sechzig Sachen sprechen heute eine eindrucksvolle Sprache und im übrigen für sich. Ihr Gefühl trügt sie nicht, die Fahrleistungen sind überragend. Deshalb gilt im Großen und Ganzen das Gleiche für Sie wie für die TDI-Fahrer. Natürlich mit einer Ausnahme: Die eingebaute Vorfahrt. Ja, es gibt sie wirklich, und sie wird von allen anderen Verkehrsteilnehmern neidlos anerkannt. Deswegen ist es auch schon immer etwas teurer gewesen, Mercedes zu fahren.

Randgruppen


Natürlich wäre der Verkehr einfacher und noch dynamischer, wenn die Randgruppen nicht wären. Aber es ist eben politisch gewollt, daß jeder Hinz und Kunz durch die Lande gondelt und Sie dabei am zügigen Vorankommen hindert. Regen Sie sich darüber nicht auf. Zeigen Sie durch Ihr Verhalten, daß Sie die Randgruppen tolerieren und als vollwertige Verkehrsteilnehmer akzeptieren. Folgende Beispiele:
A) Ein Randgruppler ist gerade dabei, auf einem vollen Kaufhausparkplatz rückwärts in die letzte freie Lücke einzuparken. Da Sie absehen können, daß es hierbei wahrscheinlich zu Blechschäden kommt, fahren sie schnellstmöglich vorwärts in die Lücke, und ersparen Sie so dem anderen Verkehrsteilnehmer den großen Ärger mit der Versicherung. Er wird es Ihnen danken.
B) Ein Randgruppler zeigt seine Orientierungslosigkeit und Unsicherheit durch extrem langsames Dahinschleichen (nur zehn km/h über der "zulässigen Höchstgeschwindigkeit"; siehe dazu auch Kapitel "Die richtige Geschwindigkeit"). Geben Sie ihm das Gefühl von Wärme und Nähe, schließen Sie zu seiner hinteren Stoßstange auf, so daß Sie im Notfall, also bei eventuellem Geschwindigkeitsverlust, rasch anschieben können. Er wird es Ihnen danken, evtl., durch die internationale und mehrdeutige, kontextabhängige Geste des gestreckten Mittelfingers. Dies bedeutet je nach Situation "Danke!", "Wow, was für ein tolles Fahrmanöver! Ich drücke hiermit meine höchste Anerkennung aus!" oder auch "Ich vergebe dir!". Benutzen auch Sie diese Geste recht häufig, sie zeugt von Sportsgeist und weist Sie als echten Gentleman Driver aus. Sollte der Randgruppler weiter an Tempo verlieren, ist es ebenfalls angebracht, unter Gefahr für das eigene Leben diesen zu überholen und ihm anschließend den richtigen Weg zu weisen. Benutzen Sie dabei im Vorbeifahren die internationale Geste für "Bitte folgen Sie mir!", in dem Sie den Zeigefinger gut sichtbar an die eigene Stirn führen. Der Überholte bestätigt diese faire Geste dann häufig erneut mit dem internationalen Zeichen für "Danke!".
Die Randgruppen im Einzelnen: Radfahrer, Rentner und alte Menschen über 50, Smartfahrer, Cabriofahrer, Beetlefahrer, Frauen, Behinderte, Motorradfahrer, Kinder und Jugendliche unter 30, Fahrer der Marken Opel, Ford und Fabrikate aus Fernost.

Müll & Arbeitsmarkt-Politik


Im Zuge der hohen Arbeitslosigkeit können auch Sie als Autofahrer einen wertvollen Beitrag leisten, um sozialversicherungspflichtige Jobs im nicht-akademischen Bereich zu sichern. Markieren Sie Ihre Fahrtroute nach dem Hänsel-und-Gretel-Prinzip. Schmeißen Sie spätestens alle zwei Kilometer (in der Stadt häufiger) eine Zigarettenkippe, eine Getränkedose, eine leere Zigarettenschachtel, Papier oder irgendeinen anderen Gegenstand aus dem Fenster. Damit sichern Sie die Arbeitsplätze all derer, die den sogenannten "Müll" dann wieder aufsammeln, sortieren und verwerten müssen. Sie werden es Ihnen danken.

Anschnallen


Anschnallgurte sind unnötig, sie erhöhen das Fahrzeuggewicht und geben all den Weicheiern, die sie trotzdem benutzen, eine fade Illusion von Sicherheit. In Wahrheit sind sie das Produkt einer starken Automobilzuliefererlobby, die später auch die Kopfstützen, den Airbag, ABS und ESP in unsere Autos brachte und sich daran dumm und dämlich verdient. Verzichten Sie beim Autokauf auf solch nutzlose und teure Extras, Sie stellen dadurch auch deutlich Ihre Männlichkeit unter Beweis. Kinder müssen übrigens ebenfalls nicht angeschnallt werden, sie sind zum einen leicht genug, um sich selbst festzuhalten, und zum anderen würden Sie bloß wieder der geldgeilen Industrie in die Karten spielen, denen es mit Autokindersitzen gelungen ist, das allgegenwärtige und stets von ihnen geschürte Unsicherheitsgefühl der Eltern zu vergolden.


Alkohol am Steuer


Die Mineralwasserindustrie möchte uns alle glauben machen, daß Alkohol die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt. Dem ist natürlich nicht so. Alkohol fördert das souveräne und gelassene Fahren und trägt damit zur allgemeinen Entspannung im Verkehr bei. Trinken Sie regelmäßig Alkohol vor Fahrtantritt, bzw. lassen Sie Ihren Pegel nie wirklich absinken, damit Sie jederzeit fahrbereit sind. Führen Sie immer einen Vorrat im Handschuhfach mit, damit Sie auch für längere Fahrten gerüstet sind. Dabei empfiehlt sich Hochprozentiges, weil Leichtgetränke wie Bier und Wein unnötig viel Platz beanspruchen. Gelegentlich führt die Polizei sogenannte Alkoholkontrollen durch, bei denen Sie überprüft, ob Sie auch noch genug Stoff an Bord haben. Auch hier ist es von Vorteil, dem kontrollierenden Beamten eine illustre Auswahl von Schnäpsen und Likören anbieten zu können. Als Fachmann wird er dies zu schätzen wissen und Ihnen danken.


Die richtige Geschwindigkeit


In der Regel wird eine unverbindliche Geschwindigkeitsempfehlung für jede Straße gut sichtbar auf Schildern angebracht. Diese Geschwindigkeiten stellen den absoluten Tiefstwert bei schlechtesten Bedingungen (völlige Dunkelheit, Nebel mit Sichtweite von unter 10m, dazu starker Regen, vermischt mit Hagel und großen Schneeflocken) dar. Sollten die Bedingungen besser sein, dann können Sie auch deutlich schneller fahren. Tun Sie dies im Sinne des Verkehrsflusses. Als Richtwert gilt: Die Geschwindigkeitsempfehlung kann beim Auftreten nur einer der oben genannten Beeinträchtigungen verdoppelt werden, bei guten Straßenverhältnissen gilt sogar Faktor 3.


Ferrari


Sie fahren einen Ferrari. Herzlichen Glückwunsch. Damit sind sie per se dynamisch, sportlich und wohlhabend. Durch einen Ferrari manifestieren Sie Ihre Überlegenheit für alle gut sichtbar. Deswegen haben Sie es auch nicht nötig, über die Autobahn zu hetzen oder an der Ampel wilde Rennen (siehe Kapitel "Autorennen") gegen pubertierende GTI-Spinner zu fahren. Jeder Außenstehende weiß, daß es höchster Blasphemie gleichkäme, diese Überlegenheit durch welche Art der Herausforderung auch immer in Frage zu stellen. Daß Ihr Fahrzeug zu eng, zu hart, zu teuer, zu unbequem ist, jede Menge Teile aus dem Fiat-Konzernregal enthält und gar nicht so furchtbar schnell ist, wie es aussieht, wobei Sie ohnehin nicht annähernd in der Lage sind, die physikalischen Grenzen auszuloten, wissen nur Sie. Sprechen Sie nicht darüber, auch nicht mit anderen Ferrarifahrern. Schwärmen Sie dagegen von dem Wahnsinnssound und den Wahnsinnsfrauen, von denen Sie ständig angemacht werden. Halten Sie so den Mythos aufrecht, der Glanzlichter in die Augen der Betrachter beim Vorbeifahren eines Ferraris zaubert. Zumindest so lange, bis sie selber mal einen gefahren sind.

Staus


Staus sind auf deutschen Autobahnen an der Tagesordnung. Helfen Sie mit, diese zu verkürzen (z.B. durch ständiges extrem dichtes Auffahren auch bei höheren und hohen Geschwindigkeiten), zu vermeiden (z.B. durch ständiges extrem dichtes Auffahren auch bei höheren und hohen Geschwindigkeiten) und durch intelligente Ausnutzung der vorhandenen Verkehrsfläche (z.B. durch sofortiges Ausweichen auf den Standstreifen oder zügiges Überfahren der Autobahnraststätten, -parkplätze und -tankstellen). Immer wieder nutzen einige rücksichtslose Zeitgenossen diese Staus, um sich persönliche Vorteile zu verschaffen und sich vorzudrängeln. Verhindern Sie dies durch geschickte Anordnung Ihres Fahrzeugs, so daß ein Vorbeikommen unmöglich ist. Sie leisten damit einen wertvollen Beitrag zur Deeskalation, und die anderen Verkehrsteilnehmer werden es Ihnen danken. Typische Vordrängler sind neben Motorradfahrern auch Polizei- und Krankenwagen, LKW der Autobahnmeisterei sowie Abschleppfahrzeuge.

Exotische Supersportwagen


Ein TDI reicht Ihnen nicht? Nun ja, es gibt immer noch eine Möglichkeit, das Extreme zu steigern. Namen wie "MX5", "Barchetta" oder "Celica" jagen Automobilenthusiasten auf der ganzen Welt wohlige Schauer über den Rücken. Was sogenannte "Normalbürger" für Irrwitz halten, verschafft Ihnen erst den richtigen Kick. Auch wenn diese Geschosse von der Auslegung her eigentlich nur für den reinen Rennbetrieb auf abgesperrten Hochgeschwindigkeitskursen gedacht sind, so gibt es doch immer wieder Fetischisten, die keine Kosten und Mühen scheuen und sich so ein Gefährt mit Straßenzulassung zulegen. Es gibt wohl keine bessere Möglichkeit, die Nachbarschaft in die Schranken zu weisen und zu deklassieren. Doch es ist einsam auf dem Olymp der Autmobilisten, darüber müssen Sie sich im Klaren sein. Triumphieren Sie nicht öffentlich, und versuchen Sie, die durch das Überauto geschaffene Distanz zu Ihren Mitmenschen durch Offenheit abzubauen. Erlauben Sie den Staunenden ruhig, sich Ihrem Fahrzeug bis auf wenige Meter zu nähern, machen Sie aber gleichzeitig deutlich, daß Anfassen nicht drin ist. Doch es würde ohnehin niemand wagen, solche Heiligtümer durch Fettfinger und aggressiven Hautschweiß zu entweihen oder gar zu beschädigen.


BAU-Stellen


An vielen Stellen hat das "Bundesministerium für Autobahnen und Umgehungsstraßen" (BAU) Geschicklichkeitsparcours (sogenannte BAU-Stellen) eingerichtet. Besonders zur Hauptreisezeit im Sommer werden diese mobilen Aktionsstände auf den vielbefahrenen Reiserouten aufgebaut, um ein möglichst breites Publikum anzusprechen. Dort gibt es dann Fahrbahnverengungen, Fahrbahnverlegungen, Fahrbahnsperrungen, Fahrbahnverunreinigungen und BAU-Stellenverkehr. Kurz gesagt: Ein Spaß für die ganze Familie. Genießen auch Sie das reichhaltige Angebot. Manche Verkehrsteilnehmer verringern ihre Geschwindigkeit schon beim ersten Anzeichen auf einen solchen Parcours, aber das ist völlig falsch. Fahren Sie mit möglichst hoher Geschwindigkeit in den Bereich hinein, und bremsen Sie erst in allerletzter Sekunde. Damit beweisen sie Fahrzeugkontrolle und ernten den Respekt der übrigen Parcours-Besucher. Ihr Parcours-Index (PX), eine international anerkannte Größe, ergibt sich aus der Multiplikation Ihrer Durchschnittsgeschwindigkeit innerhalb des Territoriums mit dem Produkt aus der Anzahl rechts überholten Fahrzeuge und der Anzahl Spurwechsel über eine durchgezogene gelbe Linie, geteilt durch die Länge des Parcours multipliziert mit Eintausend pro Stunde (damit der Index einheitenlos und größenmäßig handhabbar bleibt).
PX [1/h] = v [km/h] * nr * ns / (l [km] * (1000/h))
Dabei zeigt sich, daß reine Geschwindigkeit nichts bringt. Nur wer auch häufige Spurwechsel und Überholmanöver durchführen kann, kommt auf einen akzeptablen Gesamtwert. Gut sind Ergebnisse über 10. Häufig ist es jedoch so voll, daß die Durchschnittsgeschwindigkeit durch ständiges Stop&Go total versaut wird. Da läßt sich dann auch nichts mehr machen, der Rekordversuch muß auf einen anderen Termin verschoben werden. Machen Sie sich aber nichts daraus. Entspannen Sie sich, und schauen Sie den übrigen Besuchern bei ihrem bunten Treiben zu. Verhindern Sie ein paar Spurwechselversuche, um den sportlichen Ehrgeiz wach zu halten. Das macht Laune. Und falls jemand versucht, Sie rechts zu überholen, dann ziehen Sie spontan auf seine Spur rüber, so daß der Überholer nur noch die Wahl zwischen ABS und Planke hat. Nun ja, einen guten PX gibt's halt nicht geschenkt. Da die BAU-Stellen mobil sind, werden die aktuellen Standorte im Internet veröffentlicht und auch regelmäßig von den lokalen Radiostationen publiziert. Am meisten Spaß macht es allerdings, wenn Sie sich einfach überraschen lassen. Denn wo noch gestern eine langweilige freie Autobahn war, kann schon heute eine kilometerlange BAU-Stelle sein. Mit etwas Glück liegt sie sogar auf Ihrem täglichen Weg zur Arbeit und geht über alle Spuren, so daß Sie morgens und abends Freude daran haben.

Kleinlaster


Sie fahren einen Kleinlaster. Wie schön. Kein anderes Transportmittel im Speditionsbereich ist so schnell und wendig. Da es sich formal nicht um einen LKW handelt, dürfen Sie so schnell fahren, wie sie wollen. Tun Sie dies. Und zwar immer. Den Geschwindigkeitsvorteil gegenüber herkömmlichen LKW können Sie natürlich um so mehr ausnutzen, je schneller Sie auch beim Be- und Entladen sind. Verzichten Sie auf aufwendige Transportsicherungen und Verlaschungen. Kein Mensch weiß, was Sie transportieren. Wozu sollten Sie sich also die Mühe machen, Gefahrgut entsprechend zu kennzeichnen? Das kostet alles nur Zeit. Die sogenannte maximale Zuladung ist ein unverbindlicher Vorschlag des Herstellers. Das Fahrzeug verfügt über genug Reserven (dafür sind wir in Deutschland, oder?). Um die tatsächliche maximale Zuladung zu erhalten, multiplizieren Sie einfach die Herstellerangabe mit 1,5. Diesen Wert sollten Sie dann aber auch wirklich einhalten und um nicht mehr als 40% überschreiten.

Kreuzungen im Stadtverkehr


Wie im Autobahnstau so gilt auch im Berufsverkehr: Vorhandene Verkehrsfläche nutzen! Wenn Sie sich also mal wieder im Schrittempo durch die Innenstadt plagen, dann machen Sie bloß nicht den Fehler und verschenken den Platz auf der Kreuzungsmitte. Je nach Ausführung kann dieser Bereich 40 und mehr Meter ausmachen und somit Platz für sechs bis zehn Fahrzeuge bieten, um die sich die Autoschlange dann verkürzt. Sie helfen damit, den Stau schneller abzubauen. Die übrigen Verkehrsteilnehmer werden es Ihnen danken. Machen Sie Fahrern Mut, die sich offensichtlich nicht auf das freie Gelände trauen (aus welchen Gründen auch immer). Benutzen Sie dazu die internationale Geste für "Nur Mut, ich bin ja bei Dir!" Betätigen Sie dazu mindestens fünf Sekunden lang die Hupe, und schlagen Sie mit der freien Hand für den Vordermann im Rückspiegel gut sichtbar auf den Lenkradkranz, um ihm die Hemmungen zu nehmen. Zählen Sie dabei die Sekunden mit. Ein häufiger Fehler ist zu kurzes Hupen oder das Weglassen der Handgeste, was dem internationalen Zeichen für "Ihre Akkuspannung ist zu niedrig!" ähnelt und zu Verwirrungen führt. Ihr Vordermann wird sich, je nachdem, wie deutlich Sie kommuniziert haben, entweder bedanken (internationale Geste "Danke!" benutzen, siehe dazu auch Kapitel "Randgruppen") oder aussteigen und bei Ihnen zur Sicherheit nachfragen, ob Sie ihm nun Mut oder nur auf den defekten Akku (oder gar eine kaputte Lichtmaschine) aufmerksam machen wollten. Beim Herantreten an Ihr Fahrzeug wird er evtl. freundschaftlich mit dem Fuß gegen Ihr Vorderrad treten. Bestätigen Sie diese Geste durch leichtes Vorfahren und Touchieren seines Fahrzeugs. Sie erzeugen damit den optimalen Nährboden für eine gute und entspannte Unterhaltung, ähnlich wie zwei alte Kumpels, die sich beim Wiedersehen gegenseitig auf den Oberarm knuffen. Es gibt jedoch eine Ausnahme für das Nutzen der freien Straßenfläche: Sollte auf einer mehrspurigen Straße eine Fahrspur wegfallen (durch eine BAU-Stelle, eine liegengebliebenes Fahrzeug oder ein anderes Hindernis), so wechseln Sie sofort nach Erkennen der Situation auf die durchgehende Fahrspur und reihen Sie sich in die häufig lange Warteschlange ein. Die Fahrbahn vor dem Hindernis muß so weit wie möglich frei bleiben, damit herannahende Fahrzeuge schon frühzeitig erkennen können, daß die Spur gesperrt ist. Dieses Verfahren funktioniert im Allgemeinen recht gut und zeigt, wie umsichtig und intelligent die meisten Fahrer sind. Aber auch hier meinen einige wieder, sie seien etwas Besseres. Diese Zeitgenossen fahren schamlos auf der leeren Straße bis vor das Hindernis und versuchen, sich erst kurz davor auf die durchgehende Fahrbahn einzuordnen. Häufig benutzen Sie dabei zur Verhöhnung der Wartenden auch noch den Blinker. Ganz Schlaue berufen sich dabei auf die StVO, die das sogenannte "Reißverschlußsystem" propagiert. Zum Glück jedoch ist dieser Schund nicht verbindlich (siehe Kapitel "Grundsätzliches") und den allermeisten Fahrern auch unbekannt. Gott sei Dank! Machen Sie mit Vordränglern kurzen Prozeß, es gelten die selben Regeln wie auf der Autobahn (siehe Kapitel "Staus"). Verhindern Sie den Spurwechsel mit allen Ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, lassen Sie die Lücke zu Ihrem Vordermann nie größer als 20 cm werden. Wenn der Vordrängler dann beschämt vor dem Hindernis steht und traurig dreinschaut, so zeigen sie Ihm mit der internationalen Geste "Ich vergebe dir!", daß sie ihm nicht wehtun, sondern nur auf ein kleines Fehlverhalten aufmerksam machen wollten. Er wird sich evtl. mit der internationalen Geste "Danke!" für soviel Verständnis erkenntlich zeigen, oder Sie gar für den Autofahrer-Fairness-Preis vorschlagen, in dem er die Situation, Ihre Fahrzeugdaten und eine Personenbeschreibung unter dem Stichwort "Anzeige" den Ordnungsbehörden zukommen läßt, die diese Vorschläge dann prüfen und an das Vergabekomitee weiterleiten. Aber seien wir doch ehrlich, fast jeder macht manchmal Fehler (Sie natürlich nicht, aber lassen Sie das nicht heraushängen, es könnte von Unterlegenen, die darüber hinaus häufig von Minderwertigkeitskomplexen geplagt sind, als Arroganz ausgelegt werden. Es reicht, wenn Sie um Ihre Perfektion wissen.), und wir sollten alle umsichtig und rücksichtsvoll miteinander umgehen (die Ausnahmen sind hier ja eindeutig beschrieben und auch begründet).

Subwoofer


Da Sie nicht überall gleichzeitig sein können, müssen Sie Ihr Revier irgendwie anders markieren. Hierbei leisten Subwoofer gute Dienste. Ihr Präsenzradius wird dadurch deutlich erhöht. Das gilt um so mehr, je niedriger die Geräuschkulisse insgesamt ist. Wählen Sie für Ihre Beschallungsfahrten am besten Wohngebiete bei Nacht. Nirgends erreichen Sie mehr Zuhörer, die Ihnen insgeheim für die nette Abwechslung zu später Stunde danken.


TÜV



Neuwagen müssen das erste mal nach drei Jahren, die anderen alle zwei Jahre zur Hauptuntersuchung. Das wird von Jahr zu Jahr teurer und finanziert somit ein mafiöses Konglomerat aus TÜV, Dekra und Wasweißichnoch. Da moderne Autos aber für die Ewigkeit gebaut sind (regelmäßige Ölwechsel und Softwareupdates für die sensible Elektronik vorausgesetzt), ist die Hauptuntersuchung aus technischer Sicht völlig sinnfrei. Dennoch droht Ungemach demjenigen, der sich nicht an die vorgeschriebenen Intervalle hält. Die mächtige Lobby setzt mit Ihrem vielen Geld die Ordnungsbehörden massiv unter Druck, so daß überfällige Kandidaten sofort mit eiserner Härte belangt werden. Es empfiehlt sich daher, die Termine doch regelmäßig wahrzunehmen. Zusätzlichen Ärger vermeiden Sie, in dem Sie Ihr Fahrzeug wieder in einen von dem "Gesetzgeber" als legal definierten Zustand bringen. Entfernen Sie dazu die Tönungsfolie von den vorderen Seitenscheiben und der Windschutzscheibe, die 95mm-Spurverbreiterungen, die Unterboden-Neonröhren, die sechs Zusatzscheinwerfer für's Fernlicht und die vier zusätzlichen Nebelscheinwerfer, den Radarwarner, den Laserwarner, die Zwölfton-Kompressor-Fanfare mit Wechselmelodie, und ersetzen Sie die nicht eingetragenen Alufelgen mit Slicks, die gefälschten Nummernschilder, die Sportauspuffanlage ab Krümmer und den offenen Luftfilter durch die jeweiligen Originalteile.


Autoverkauf


Ihr Gebrauchtwagen gewinnt deutlich an Wert, wenn der Kilometerstand reduziert wird. Außerdem erfreuen sich Fahrzeuge mit geringer Laufleistung einer deutlich höheren Nachfrage. Professionelle Autoaufwerter benötigen heutzutage häufig bloß einen Laptop und zehn Minuten, um die Fahrzeugerfahrung um beispielsweise einhunderttausend Kilometer zu reduzieren. Und das ganze für ein Trinkgeld um die 50 Euro. Wer da nicht zuschlägt, hat selber Schuld. Ein Auto, mit dem Sie Ihrem Vordermann kräftig aufgefahren sind, ist ein Unfallauto. Das gilt jedoch nicht, wenn der Schaden so repariert wurde, daß er für den Laien nicht auf den ersten Blick erkennbar ist. In diesem Fall ist das Fahrzeug "unfallfrei". Auch ein leichtes Touchieren der Leitplanke ist noch lange kein "Unfall", sondern lediglich ein Mißgeschick. Sie sind nicht verpflichtet, etwaige Käufer darüber zu informieren. Das wäre ja noch schöner! Bieten Sie Ihr Fahrzeug nicht nur in lokalen Anzeigenblättern an, sondern nutzen Sie auch das Internet. Als angenehmen Nebeneffekt lernen Sie dabei Autointeressenten aus allen Ländern dieser Erde kennen, die gelegentlich sogar Brocken Ihrer Muttersprache beherrschen. Falls ein Autokäufer auf einen Kaufvertrag verzichtet und behauptet, ein Handschlag von Ihnen wäre Vertrag genug, so bringen auch Sie ihm das gleiche Maß an Vertrauen entgegen. Übergeben Sie Ihr Fahrzeug ruhig mit Schlüsseln, allen Papieren und Nummernschildern. Der Käufer nimmt Ihnen gerne den lästigen Behördengang ab und überweist den Restkaufpreis (abzüglich der geleisteten Anzahlung von 20 Euro - sicher ist sicher) innerhalb weniger Tage auf Ihr Konto. Sollte nach sechs Wochen Ihr Fahrzeug immer noch nicht umgemeldet worden sein und der ausstehende Betrag auf Ihrem Konto fehlen, so liegt dies in 99% aller Fälle an der trägen Bürokratie der Zulassungsstelle und der Schlampigkeit der Banken.

Autokauf


Autokauf ist Vertrauenssache. Das liegt vor allem daran, daß ein Heer von Betrügern Unfallschäden verschweigt und Tachos manipuliert. Zeigen Sie diesen Machenschaften die Rote Karte, und kaufen Sie ausschließlich Neufahrzeuge beim Markenhändler. Nur dort erhalten Sie fachkompetente Beratung und erstklassigen Service bis hin zur Finanzierung. Natürlich kann es sich heute kein Mensch mehr leisten, ein Auto komplett zu bezahlen. Leasing ist deshalb das Mittel der Wahl. Zunächst müssen Sie ausrechnen, wie hoch die Rate maximal sein darf. Nehmen Sie dazu Ihr monatliches Nettogehalt und ziehen Sie die Mietkosten ab. Falls Sie eine Familie haben, reduzieren Sie den Betrag um weitere 40 Euro je Kind (ja, eine Familie ist nicht ganz billig!). Addieren Sie noch ein Zwölftel Ihrer Ersparnisse dazu und schlagen 5% oben drauf (kommende Gehaltserhöhungen sollten nicht unberücksichtigt bleiben!).
monatliche Leasingrate = 1,05 * (Nettomonatsgehalt - Miete - nKinder * 40 Euro + Ersparnisse / 12)
Runden Sie den Betrag nach oben auf volle Hunderter auf, und gehen Sie damit zu Ihrem Lieblingshändler. Er wird Ihnen eine reiche Auswahl an Fahrzeugen und Sonderausstattungen präsentieren. Natürlich kommt es wie immer, und am Schluß ist die Rate dann doch etwas größer, als ursprünglich angenommen. Das macht aber nichts, die benutzte Berechnungsformel hat das bereits berücksichtigt und eine entsprechende Reserve vorgehalten (z.B. die 40 Euro pro Kind, wo doch jeder weiß, daß der Staat Kindergeld bezahlt, und Kinder deswegen im Normalfall am Monatsende noch einen positiven Deckungsbeitrag zur Haushaltskasse leisten).

Verbrauch


Der Verbrauch ist eine feste Größe Ihres Fahrzeuges, auch wenn einige Klugnasen immer wieder behaupten, durch die Fahrweise ließe sich entscheidend darauf Einfluß nehmen. Verändert sich Ihr Hubraum durch die Fahrweise? Oder die Anzahl Zylinder? Oder die Kraftstoffmarke? Natürlich nicht! Dies beweist eindeutig, daß die Fahrweise keinerlei Einfluß auf den Verbrauch hat. All die schlauen Empfehlungen (vorausschauendes Fahren, Vollgas vermeiden usw.) sind reinste Volksverblödung, wer sich daran hält, beweist nur, daß er keine Ahnung von Autos hat und jeden Mist glaubt, den er irgendwo in einer selbsternannten Auto-Fachzeitschrift (z.B. "Hörzu", "Das goldene Blatt" oder "Wachturm") liest.

Zulassungsstelle


Hier können Sie Ihr Fahrzeug an-, ab- oder ummelden. Das freundliche Personal empfängt Sie mit einem heißen Kaffee und gutaussehende Hostessen versüßen Ihnen evtl. auftretende Wartezeiten. Diese sind aber aufgrund der perfekten Prozeßorganisation (leider) extrem selten. Für gewöhnlich werden Sie umgehend bedient und beraten. Verbindlichkeit und Kompetenz stehen dabei an erster Stelle. Für die meisten Dienstleistungen wird ein kleines Trinkgeld kassiert, was man aber gerne bezahlt. Diese Oasen der Bürowelt haben fast schon Erholungswert, liebevoll geschmückte Wände, die Vielzahl an Zimmerpflanzen und der stets gepflegte Parkettfußboden (teilweise mit exotischen Teppichen) vermitteln gediegenes Ambiente und Wohlfühlklima. Was für eine Freude muß es sein, hier arbeiten zu dürfen? Leider gibt es immer noch Autofahrer, die glauben, die Zulassungsstelle sei eine von Pedanten besetzte stickige Amtsstube. Das ist aber definitiv nicht der Fall. Wer sich korrekt verhält, hat quasi die Garantie für vollendeten Service. Doch einige Zeitgenossen strapazieren diesen Servicegedanken und provozieren die Angestellten aus purer Böswilligkeit. Dann kann es natürlich schon mal vorkommen, daß ein Lächeln nicht ganz so von Herzen kommt. Beachten Sie folgende Punkte, um diese Eskalation zu vermeiden:
A) Halten Sie stets alle erforderlichen Dokumente bereit, für eine Ummeldung (z.B. nach einem Umzug) wären dies: Personalausweis, Fahrzeugbrief, Fahrzeugschein, Protokoll der letzten Hauptuntersuchung, Protokoll der letzten Abgasuntersuchung, Nummernschilder, Impfpaß Ihres Hundes, Vollmacht des Vorbesitzers Ihres Fahrzeuges (bei Neuwagen des Autohändlers). Bei Umzügen von einem Bundesland zum anderen auch Polizeiliches Führungszeugnis, gültige Aufenthaltserlaubnis, Wohnberechtigungsschein, Arbeitsvertrag, letztes Arbeitszeugnis, Kopien Ihrer Steuererklärungen der letzten drei Jahre (bei Zuzug aus Berlin, Hamburg oder Bremen der letzten fünf Jahre!), Unbedenklichkeitsbescheinigung Ihres Vermieters (bei Haus- oder Wohnungseigentümern statt dessen notariell beglaubigter Grundbuchauszug), Ausbildungsnachweis (Diplomurkunde, Meister- oder Gesellenbrief, ...), Reisepaß und BahnCard. Achten Sie darauf, die Papiere in umgekehrter alphabetischer Reihenfolge zu sortieren (Achtung Ausnahme: Die Kopien der Steuererklärungen müssen an vorletzter Position liegen (bei Zuzug aus Berlin, Hamburg oder Bremen an vorvorletzter Position)).
B) Reden Sie nur, wenn Sie gefragt werden.
C) Verzichten Sie auf überflüssige Floskeln (z.B. "Schönes Wetter heute!", "Guten Morgen", "Auf Wiedersehen!").
Sehen Sie, ist doch gar nicht so schwer! Sie helfen damit, die perfekt durchdachten Abläufe zu unterstützen, und die Angestellten werden es Ihnen danken.

Auto stillegen


Im Leben eines jeden Autos kommt einmal der Moment, an dem es heißt, Abschied zu nehmen. Wenn Sie Ihr Fahrzeug nicht mehr verkauft bekommen (siehe Kapitel "Autoverkauf"), dann bleiben Ihnen nur noch zwei Wege: Der zum Autoverwerter oder der in das nächste Industriegebiet. Erstgenannter hat den Vorteil, daß Sie ihn auch bei Tage antreten können, dafür entstehen immens hohe Kosten. Die zweite Möglichkeit funktioniert erheblich kostenfreundlicher, dafür nur nachts. Parken Sie Ihr Fahrzeug auf einem Seitenstreifen oder auch auf einem Autobahnparkplatz. Schrauben Sie die Nummernschilder ab und gehen Sie nach Hause, oder lassen sich von einem Kumpel abholen. Am nächsten Tag melden Sie Ihr Fahrzeug bei der Zulassungsstelle (siehe Kapitel "Zulassungsstelle") ab, und fertig ist die Stillegung. Falls die Polizei einige Monate später, nachdem sie Sie über die Fahrgestellnummer identifiziert hat, bei Ihnen anklopft und fragt, warum Ihr Fahrzeug auf einem Parkplatz vergammelt, behaupten Sie einfach, daß das nicht Ihr Fahrzeug sei und sie den Wagen bereits vor Ewigkeiten an einen freundlichen Menschen für 50 Euro gegen Handschlag verkauft hätten. Damit sind Sie aus dem Schneider, und diese kleine Notlüge ist absolut verzeihlich. Das macht doch jeder. Die Kosten für's Abschleppen und Entsorgen, i.d.R. mehrere Hundert Euro, werden vom Staat getragen, und der hat ja nun spätestens seit der Versteigerung der UMTS-Lizenzen genug Geld (siehe dazu auch Kapitel "Grundsätzliches", erster Satz).

Aufkleber


Serienfahrzeuge sind langweilig. Nutzen Sie jede Möglichkeit zur Individualisierung. Eine gute Möglichkeit dazu bieten Aufkleber. Folgende sind ein absolutes Muß: Die Namen aller Ihrer Kinder, das Schild "Achtung! Baby an Bord!", die über die Jahre gewachsene Dokumentation Ihrer Urlaubsorte (Heckklappe oder -scheibe benutzen) und der Reiserouten (Windschutz-scheibe für Maut-Aufkleber benutzen), dazu mindestens ein Sylt-Aufkleber (Sie beweisen damit Stil). Auch die Zusammenstellung aller besuchten Ferien- und Freizeitparks darf nicht fehlen. Falls Sie einen Beifahrerairbag haben, kleben Sie auf alle Fenster sowie den Armaturenträger das Piktogramm "Keine Kindersitze auf den Beifahrersitz". Für Wessis empfiehlt sich das D-Schild mit der Silhouette von vor 1989, Ossis hingegen zeigen Ihre Vaterlandsliebe am besten durch ein DDR-Schild. Auch sollte jeder nachfolgende Verkehrsteilnehmer über Ihre Freizeitaktivitäten informiert werden. Klassiker sind "Chorsingen macht Spaß" oder das Piktogramm für Bogenschießen, ein Aufkleber Ihres Sportvereins bzw. Ihrer Selbsthilfegruppe ist die natürliche Ergänzung dazu. Ein Playboy-Bunny darf keinesfalls fehlen. Total out sind leider die lustigen Klecks-Aufkleber, die Anfang der Neunziger ihren Höhepunkt hatten. Aber wie für alle Modewellen gilt: Was gut ist, kommt wieder. Falls Sie also noch alte Klecks-Aufkleber irgendwo herumliegen haben, kleben Sie sie schnell auf, Sie können dann hinterher sagen, Sie wären der Vorreiter gewesen. Besonders witzig und originell sind allerdings Spruchaufkleber, sie beweisen damit Humor. Die Topsprüche: "Baby an Bord!", "Ich darf das!", "Tschüß GTI", "Ich bin zwar langsam, aber ich fahre vor Ihnen!", "Mein anderes Auto ist ein Ferrari!", "Mindestens haltbar bis: Siehe Bodenblech", "ABS", "Achtung! Turnierpferde!" und "Eilige Medikamente!". Falls Sie zur geistigen Elite, also zu dem verschwindend kleinen Kreis von ca. 50% eines Jahrganges gehören, der tatsächlich das Abitur besteht (diese weltweit höchste aller Bildungshürden), dann sollten Sie keinen Moment zögern und auch Ihren Schulabschluß auf Ihrem Auto verewigen. Nennen Sie dazu noch den Jahrgang und lassen Sie den Aufkleber für immer und ewig auf Ihrem Fahrzeug kleben. Sie haben es sich verdient, ganz ehrlich. Dies ist nicht der Moment für Bescheidenheit, wer genial ist, sollte das auch zeigen dürfen. Und wer einmal gesehen hat, wie gönnerhaft lächelnd ein Fernfahrer mit 12.000 Euro Bruttojahresgehalt, Sechzigstundenwoche und zwei Kindern aus seinem Führerstand auf den Aufkleber "Abi 2002" blickt, der unübersehbar auf dem nagelneuen Dreier-Cabrio prangt, der weiß genau, was das bedeutet.

Nebelschlußleuchte


Beim ersten Anzeichen von Niederschlag (z.B. Nieselregen, erhöhte Luftfeuchtigkeit, Bodennebelwarnungen für ein benachbartes Bundesland im Verkehrsfunk) ist sofort die Nebelschlußleuchte einzuschalten. Sollten Sie Nebelscheinwerfer haben, so schalten Sie auch die ein. Lassen Sie die Beleuchtung mindestens für die nächsten zwei Wochen angeschaltet. Die anderen Autofahrer werden es Ihnen danken, Sie tragen damit erheblich zur Verkehrssicherheit bei und beweisen, daß Sie ein intelligenter und umsichtiger Fahrer sind.

Arzt


Falls Sie Arzt sind, führen Sie immer gut sichtbar das Schild "Arzt im Einsatz" mit, und schrauben Sie an Ihre Garagenausfahrt das Schild "Achtung! Arztausfahrt! Tag & Nacht freihalten!". Wen kümmert es, daß Sie seit drei Jahren im Ruhestand sind, Sie als Proktologe ohnehin nie Hausbesuche gemacht haben, und Ihre Auffahrt so breit ist, daß man Sie nicht mal mit einem Sattelschlepper zuparken kann?

Autorennen



Es gibt zwei Sorten von Autorennen: Die einen finden auf abgesperrten Rennstrecken statt, die anderen auf normalen Straßen. Besuchen Sie regelmäßig Autorennen, z.B. die Formel 1. Um richtige Rennstimmung aufkommen zu lassen, nehmen Sie schon bei der Anfahrt jede Kurve mit wimmernden Reifen. Gönnen Sie sich gute Eintrittskarten der mittleren Preiskategorie für 289 Euro (zuzüglich MWSt. und Vorverkaufsgebühr) das Stück und kaufen Sie Ihrem Junior eine Baseballkappe mit der Aufschrift "Michael Schumacher" (made in Taiwan) für 78 Euro (zuzüglich MWSt.). Nehmen Sie mindestens vier Dosen-Druckluft-Fanfaren mit, denn echtes Rennambiente kommt nicht von selber. Während des Rennens betätigen Sie einfach jedesmal die Fanfare, wenn irgendein Auto vorbeikommt (auch Pace-Car und Abschleppfahrzeuge wollen bejubelt werden). Das Rennen gewinnt derjenige, der von der sogenannten Pole Position gestartet ist, die Reihenfolge des gesamten Feldes ist somit bereits durch die Startaufstellung festgelegt und erleichtert dem Zuschauer die Verfolgung des Rennens. Dies gilt leider nur für die Formel 1, andere Rennserien lassen vom Reglement auch Überholvorgänge zu, was zu ständiger Verschiebung der Fahrzeuge untereinander führt und eine entspannte Verfolgung des Renngeschehens auch durch nicht alkoholisierte Zuschauer vereitelt. Ein weiterer Vorteil der Formel 1 ist die Tatsache, daß Autos, die einmal die Rennstrecke verlassen haben, auf jeden Fall draußen bleiben und so nicht weiter zur Verwirrung der Zuschauer beitragen können. Die Rennwagen sind so konstruiert, daß sie sofort beim Überfahren von Gras kaputt gehen oder sich festfahren. Und noch ein Grund spricht für die Formel 1: Die Fernsehübertragungen werden regelmäßig alle zehn Minuten für einen siebenminütigen Werbeblock unterbrochen. Das schont Herz und Kreislauf des Zuschauers. Da sich an der Reihenfolge der Fahrzeuge ohnehin nichts ändert, verpaßt man in dieser Zeit auch nichts. Es spricht also alles für die sogenannte Königsklasse des Motorsports, vermeiden Sie daher Amateurveranstaltungen wie die DTM oder andere drittklassige Rennserien.
Die zweite Art von Autorennen findet auf normalen Straßen statt. Nur dort treten die wahren Helden der Innenstädte gegeneinander an. Das Procedere ist wie folgt: Auf einer zweispurigen Ampelkreuzung verständigen sich die nebeneinander an einer roten Ampel stehenden Fahrzeugführer durch mehrmaliges Aufheulenlassen der Motoren darauf, gegeneinander anzutreten. Früher, als der Sprit noch billig und die Autos noch schön waren, galten die sogenannten Fuzzy Dices, also ein Plüschwürfelpaar, an den Rückspiegel gehängt als eindeutiges Zeichen für die stete Rennbereitschaft. Dieses für den Außenstehenden ohnehin kitschig-peinlich wirkende Accessoire hatte also wirklich einmal eine Bedeutung. Leider hat ja heutzutage jede zweite angehende Arzthelferin so ein Würfelpaar in ihrem Ford Ka oder Opel Corsa hängen, so daß die ursprüngliche Bedeutung etwas verwässert wurde. Lassen Sie sich also davon nicht täuschen und nehmen Sie unbedingt vor jedem Sprintrennen Augenkontakt auf (Motorheulen nicht vergessen). Dabei darf natürlich die Ampel keineswegs aus dem Blick gelassen werden, nichts ist peinlicher, als den Start zu verpennen und gegen ein eigentlich unterlegenes Fahrzeug zu verlieren. Naja, das stimmt so nicht ganz. Noch peinlicher ist natürlich, wenn man in der Aufregung vergißt, den Gang einzulegen und dann mit 7000 U/min und 0 km/h dem Kontrahenten hinterherschaut. Das Abwürgen des Motors kommt dem Effekt übrigens auch schon sehr nahe. Nicht umsonst sind hier also volle Konzentration und überragende fahrerische Qualitäten gefordert. Das Vorspiel läßt sich nur noch durch einen Burnout steigern. Von einem Burnout spricht man, wenn mindestens eins, ggf. auch zwei der angetriebenen Räder auf dem Asphalt durchdrehen und dabei mächtig viel weißen Rauch erzeugen. Viele fühlen sich dazu berufen, doch nur wenige sind auserwählt. Wenn Sie beispielsweise eine Hyundai-Limousine mit 75 PS fahren, dann kommt der Rauch nicht von den Reifen, sondern von der Kupplung, die sich gerade in selbigen auflöst und gleich darauf ihre Belege kraftschlüssig miteinander verschmilzt. Daraus abzuleiten ist die erste Burnoutregel:
Genug Power muß schon da sein!
Das ist natürlich das Stichwort für unsere TDI-Piloten, die ja bekanntlich tagtäglich mit übernatürlicher Power umgehen (siehe dazu auch Kapitel "Dieselfahrzeuge"). Wer trotzdem keinen Burnout hinbekommt, verstößt vielleicht gegen die zweite Burnoutregel:
Kein Burnout mit Allradfahrzeugen!
Allen Fahrern ohne Differentialsperre sei noch die dritte Burnoutregel ans Herz gelegt:
Der Reifen ist danach auf jeden Fall hin!
Und für Fahrer mit Differentialsperre gilt: Die Reifen sind danach höchstwahrscheinlich hin, aber wenigstens gleichmäßig!
Wer all diese Regeln beherzigt kann aber quasi über Nacht zum Star des Viertels werden, oder halt zum Fußgänger, je nachdem, ob die Polizei ihn erwischt oder nicht.

Einparken



Siehe auch Kapitel "Parken". In diesem Kontext herrscht das erste Axiom der Einparktechnik vor, das auch als "parktechnisches Paradoxon" (PP) bekannt ist. Es besagt, daß sich die Chance des erfolgreichen Einparkens umgekehrt proportional zur Fahrzeuggröße verhält. Oder einfach ausgedrückt: Kleinwagen sind deutlich schwerer zu parken als Oberklasseschlitten. Dies haben umfangreiche Feldversuche und Befragungen der Fahrer ergeben, auch wenn man gemeinhin annehmen könnte, daß ein Fahrzeug sich um so leichter einparken läßt, je kleiner es ist. Das stimmt aber nicht, wenn Sie das glauben, sind Sie vermutlich ein Opfer der aggressiven Smart-Werbung. Hier sei ausdrücklich darauf hingewiesen, daß das PP einzig aus den Fahrzeugeigenschaften resultiert. Es liegt, um das mal ganz deutlich zu machen, ausschließlich an dem Polo, wenn er auch durch minutenlanges Rangieren nicht in eine Parklücke zu dirigieren ist, in die kurze Zeit später ein Siebener quasi aus voller Fahrt einparkt. Parallelen zu den Fähigkeiten der jeweiligen Fahrer sind frei erfunden, was zwar fälschlicherweise immer wieder von cheauvinistischen Stammtischrunden behauptet wird, aber mehrfach widerlegt wurde durch seriöse Studien in einschlägigen Fachzeitschriften (z.B. "Emma", "Bravo Girl" und "Bild der Frau"). Machen Sie sich selbst ein Bild! Wenn Sie also beim Spazierengehen einen Kleinwagen mit einer Lücke kämpfen sehen, dann bleiben Sie einfach daneben stehen und beobachten die Situation. Sorgen Sie dafür, daß die Person am Steuer sie beim Beobachten gut sehen kann. Das dient zum einen Ihrer Sicherheit, weil Sie dann nicht überfahren werden, zum anderen können sie auf diese Weise Ihre Unterstützung demonstrieren und hautnah erleben, welche skurrilen Auswirkungen das PP haben kann. Machen Sie auch andere Passanten darauf aufmerksam und referieren Sie aus dem Stegreif über das PP. Man wird es Ihnen danken.

Fahrschulen


Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, und wir mußten alle mal klein anfangen. Der Unterricht teilt sich auf in einen theoretischen und einen praktischen Teil. Theoretisch sollte man in der Fahrschule das Fahren lernen, aber praktisch lernt man nur Blödsinn. Dieses unsinnige Wissen wird dann in einer Prüfung abgefragt und kann hinterher sofort vergessen werden. Es ist wirklich völlig unerheblich zu wissen, in welchem Abstand von der Außenkante eines Anhängers mit einem zulässigen Gesamtgewicht von nicht mehr als zwei Tonnen die Seitenbegrenzungsleuchten angebracht sein müssen, wie sich der Bremsweg mittels einer Faustformel berechnet oder warum man irgendwem die Vorfahrt lassen sollte, obwohl man doch selber das deutlich teurere Auto fährt! Mit all diesem überflüssigen Firlefanz werden die jungen Leute gemartert, aber wirklich wichtige Sachen des täglichen Autofahrerlebens lernt man dort nicht, z.B. das gleichzeitige Nachschlagen der Route im Autoatlas und Öffnen einer Coladose, während man gerade nach dem klingelnden Handy greift und deswegen leider für den anstehenden Spurwechsel auf das obligate Setzen des Blinkers sowie den Schulterblick verzichten muß, da man sich schon auf den Schaltvorgang konzentrieren muß, der mit der linken Hand irgendwie ungewohnt durchzuführen ist. Und außerdem lenkt es sich bei Geschwindigkeiten über 160 km/h ohnehin schwierig nur mit dem Knie. Ebenfalls nicht gelehrt wird das Fahren unter Alkoholeinfluß, das rechtzeitige Erkennen von Radarfallen, das gezielte Ausbremsen anderer Verkehrsteilnehmer und der Spurwechsel auf der Autobahn bei hohen Geschwindigkeiten in eine Lücke, die maximal 5% länger ist als das eigene Fahrzeug. Kein Wunder, daß sich Anfänger zunächst schwertun und durch viele Unsicherheiten auffallen, nehmen Sie darauf aber keine Rücksicht, das wäre das Schlimmste, was Sie dem jungen Menschen antun könnten, er muß und will sich der Verkehrsrealität stellen. Behandeln Sie ihn wie jeden anderen auch (also dicht auffahren, schneiden, ausbremsen, mit der Lichthupe anblinken, usw.). Er wird es Ihnen danken. Vielleicht nicht sofort, aber später ganz sicher!


ADAC


Der ADAC ist eine Unterbehörde des Statistischen Bundesamtes. Er hat die Aufgabe, akribisch genau die Pannenstatistiken zu erstellen, also die Fahrzeuge welcher Marke wann und warum so liegenbleiben. Außerdem führt er auch die Statistik, aus der hervorgeht, wieviel Prozent der Liegengebliebenen von einem sogenannten Gelben Engel (so heißen die Außendienstmitarbeiter des ADAC) sofort wieder flottgemacht wurden. Wenn Sie also mit einem platten Reifen liegengeblieben sind und es tatsächlich schaffen, im Dunkeln bei Regen das total beschissen unter dem Fahrzeugboden montierte Ersatzrad erst dort ab- und anschließend auf das Fahrzeug draufzumontieren, wobei natürlich der Wagenheber nach und nach knapp 30 cm im Matsch versinkt, weil Sie vergessen haben, ein Brett unterzulegen, und die Mistkarre dann noch beinahe umgekippt, als Sie mit aller Gewalt versuchen, die Radmuttern zu lösen, nachdem der Wagen schon hochgebockt war, und Sie natürlich keinen Unterlegkeil benutzt haben, Sie es also tatsächlich schaffen, das kaputte Rad auf die Rückbank zu wuchten (Polster total eingesaut), weil Sie den Kofferraum voll haben und sich außerstande sehen, noch einmal mit besagter Unterbodenmontierung zu kämpfen, wenn dann also endlich nach nunmehr zweieinhalb Stunden der ADAC-Mann ankommt und mit seinem Bordkompressor den Luftdruck Ihres Ersatzrades um zwei Zehntel Bar auf den vorgesehenen Solldruck bringt, dann wird er hinterher in sein kleines Statistikbüchlein schreiben: "Wieder ein liegengebliebener >>Marke, Typ<<, aber ich habe ihn gerettet und dafür gesorgt, daß er sofort und sicher weiterfahren konnte. Eine weitere erfolgreiche Mission des ADAC!"

Werkstätten


Da Autos heutzutage nicht mehr kaputtgehen, es aber bereits ein umfangreiches Werkstättennetz gibt, muß man all die vielen Meister und Mechaniker irgendwie anders beschäftigen. Dazu wurden die sogenannten Wartungsarbeiten deutlich erweitert. Die heißen so, weil der Mechaniker jetzt nur noch darauf warten muß, daß Kollege Computer mit dem Check fertig ist. In dieser Zeit können sie sich entspannt einer Tasse Kaffee widmen oder schon mal in Ruhe anfangen, die Rechnung zu schreiben, die zum einen alles aufführen muß, was der Computer so gecheckt hat, aber natürlich andererseits so kompliziert und voller für den Laien unverständlicher Fremdwörter sein muß, daß der Kunde hinterher bei all den Posten und den vielen schwierigen Begriffen gar nicht merkt, daß nur das Wasser der Scheibenreinigungsanlage aufgefüllt und der Wagen anschließend noch einmal durch die werkstatteigene Waschstraße gejagt wurde, was dann groß und fett als kostenloser Service auf der Rechnung vermerkt wird, und zwar direkt über dem Endbetrag von 967,92 Euro plus Mehrwertsteuer für die große Inspektion. Kein Kunde wird es wagen, ob dieser Inkarnation des Dienstleistungsgedankens Zweifel an der Recht- und Verhältnismäßigkeit der Rechnung zu hegen, und wirklich jeder wird den ersten Gedanken "Die wollen mich doch schon wieder über's Ohr hauen!" nun innerlich bitter bereuend verwerfen, begleitet von einem leichten Schamgefühl und der Erleichterung, ihn nicht ausgesprochen zu haben.

LKW


Nicht jeder ist befähigt, einen LKW zu fahren. Es gibt einen gesonderten LWK-Führerschein, in dem folgende Disziplinen gelehrt und geprüft werden:
- Dauerfahren (mindestens 14 h am Stück an sechs aufeinander folgenden Tagen)
- Sekundenschlafen (soviel Zeit muß sein)
- Raserbremsen (durch geschicktes Herausziehen auf die linke Spur)
- Verkehrsberuhigung (durch Überholvorgänge, die mindestens sechs Kilometer Strecke beanspruchen, bzw. eine Relativgeschwindigkeit von nicht mehr als einem km/h zum "Überholten" aufweisen)
- Multitasking (gleichzeitiges Lenken, Telefonieren / Funken, Rauchen und Magazinlesen, während mit der anderen Hand nach einem Getränk gesucht wird)
- Ausredenerfinden ("Ich wußte ja gar nicht, daß ich zehn Tonnen zu viel beladen habe!", "Huch, schon so spät? Ich habe gar nicht gemerkt, daß ich schon 26 Stunden fahre! Ich fühle mich auch noch... <schnarch>", "Ich mußte so schnell fahren, damit ich da hinten auf den Berg raufkomme, ohne andere Verkehrsteilnehmer zu behindern!", "Auf der Autobahn gibt es keine Ampeln, wozu brauche ich da funktionierende Bremsen?", "Sie haben da gerade 100 Euro verloren, warten sie, ich heb' sie für sie auf, Herr Wachtmeister...")

Folgende Punkte gehören nicht zur Ausbildung:
- Erkennen von Überholverbotsschildern
- Korrektes und sicheres Beladen
- Unterricht in der Sprache des jeweiligen Transitlandes

Ampeln


Solange die Gesetzesnovelle noch in Arbeit ist, gilt nach wie vor die alte Regelung, die Radfahrer und Fußgänger ausdrücklich vom Geltungsbereich der auch Wechsellichtzeichen genannten Anlagen ausschließt. Sie können also weiterhin bei Rot über die Ampel fahren bzw. gehen. Achten Sie dabei darauf, daß möglichst viele Kinder in der Nähe sind, wenn sie das tun. Die kleinen Racker sollen ja schließlich lernen, wie man heutzutage im Verkehrsgeschehen überlebt.


Parken


(Siehe dazu auch das Kapitel "Einparken") Im Amtsdeutsch ist euphemistisch vom sogenannten "ruhenden Verkehr" die Rede, aber in Wahrheit herrscht Krieg da draußen in den Städten. Und im Krieg gibt es nur eine Regel: Es gibt keine Regeln! Nehmen Sie dies als Verhaltensgrundsatz, wenn Sie Ihr Fahrzeug parken. Erlaubt ist, was gefällt. Wenn eine Straße zweispurig ist, darf grundsätzlich die rechte Fahrspur als Parkplatz genutzt werden, unabhängig davon, ob es weiter rechts davon noch eine eigene Parkspur gibt. Denken Sie immer daran: Von einem stehenden Fahrzeug geht keinerlei Gefahr aus, es ist die Harmlosigkeit in Person. Sollte Ihr Fahrzeug beim Parken beschädigt werden, beispielsweise durch einen Kinderwagen, der mit 50cm Breite etwa 20 cm breiter als die Lücke ist, die Sie dem Bürgersteig gelassen haben, oder durch die Feuerwehr, die leider, nachdem sie Ihr Fahrzeug aus der Kurve geschoben hatte, lediglich das Überschlagen der Flammen eines ehemaligen leichten Schwelbrandes auf benachbarte Gebäude verhindern konnte, dann nehmen Sie sich einen guten Anwalt und verklagen Sie die Vandalen bis zum bitteren Ende. Das gleiche Vorgehen bietet sich übrigens auch an, falls sie mal nicht aus Ihrer Parklücke kommen, weil irgendein hirnloser Idiot sie "kurz mal eben zum Zigarettenholen" zugestellt hat. Das müssen Sie sich nicht bieten lassen, wo kommen wir denn da hin, wenn hier jeder macht, wozu er lustig ist?


Der Linksruck


Deutschland ist wie kein anderes Land der Welt politisch gebrandmarkt, wenn es um rechtes Gedankengut geht, und damit ist nicht zu scherzen. Wehret den Anfängen! Leisten auch Sie einen Beitrag des stillen Protestes gegen Rechts und benutzen Sie auf Autobahnen alle Spuren außer der rechten. Damit setzen Sie ein Zeichen des stillen Protestes und sind ein Teil des von der breiten Masse getragenen Konsenses für Weltoffenheit und Toleranz. Nur Nazis und Blödmänner benutzen die rechte Fahrspur auf Autobahnen. Um nicht in Verdacht zu kommen, ein Nazi oder Blödmann zu sein (oder noch schlimmer: Ein blöder Nazi), meiden Sie konsequent die rechte Spur - auch und gerade beim Auf- und Abfahren auf bzw. von Autobahnen. Sobald Sie den Beschleunigungsstreifen einer Auffahrt erreicht haben, der ja i.d.R. ultrarechts liegt und somit noch schlimmer ist als die rechte Fahrspur, ziehen Sie sofort zwei Spuren nach links und überfahren Sie die böse rechte Spur dabei möglichst rechtwinklig, um auch ja keinen Meter zuviel auf ihr zurückzulegen. Andere Autofahrer, die von hinten meist mit einer weitaus höheren Geschwindigkeit als Sie ankommen, rechnen stets mit diesem Verhalten und weichen großflächig aus. Der Blick in den Rückspiegel oder das Setzen des Blinkers ist in diesem Kontext für Sie also überflüssig.


Tankstellen

(neu 3.11.02)
Jedes vernünftige Fahrzeug benötigt irgendeinen Treibstoff. In der Regel ist dies entweder Diesel oder eine der drei Benzinsorten "normal", "super" oder "super plus". Die erhält man an den sogenannten Tankstellen. Aber nicht nur das! Clevere Marketingstrategen haben längst erkannt, daß die freizügigen Öffnungszeiten der Tankstellen immenses Potential bergen, und so gibt es neben Sprit auch Zigaretten, Zeitungen, Schokolade, Getränke, Brötchen, Bonbons, Wurst, Käse, Milch, Stadtpläne, eingelegte Gurken, Kaffee, Auto-Aufkleber (siehe auch Kapitel "Aufkleber"), Blumen, Geschenkartikel, Videokassetten, DVDs, Spiele, Bürobedarf, Pizza, Software, Zimmerpflanzen, Bauholz, Möbel, Fernseher, Gebrauchtwagen, Gardinen, Jägerei- und Forstbedarf, Bücher und Unterhaltungselektronik. Trotz dieses umfangreichen Angebots kann aber eine Tankstelle, die zudem einen begrenzten Verkaufsraum hat, natürlich nicht "alles" im Programm haben. Besonders exotische Artikel kaufen Sie dann doch lieber im Super- oder Baumarkt, z.B. Motoröl, Scheibenwischer und Ersatzglühbirnen.


Ökosteuer

(neu 3.11.02)
Mit der Einführung der Okösteuer waren viele Hoffnungen und Wünsche verbunden. Sie wurden beinahe sämtlich enttäuscht, lediglich die Mehreinnahmen haben sich als sehr lukrativ erwiesen. Zumindest für den Staat. Doch für den Autofahrer wurde es zunehmend eine Belastung, und auch die, die hofften, daß die Okösteuer nun endlich die finanzielle Hürde für den Normalverdiener so hoch gelegt hätte, daß er hier und da mal auf eine Autofahrt verzichtet und so die Okösteuer tatsächlich nebenbei auch noch als großes Antistauprogramm funktioniert, sahen sich leider mit dem Gegenteil konfrontiert: Denn anstatt auf auch nur eine einzige wichtige Fahrt zu verzichten (z.B. zum Bäcker oder zum Zigarettenholen) kauften sich die autogeilen Massen TDIs, mit denen sie jetzt die linken Spuren unserer Autobahnen vollends verstopfen. Machen Sie da nicht mit, und setzen Sie ein Zeichen: Verscheuern Sie Ihren TDI (die Preise haben derzeit ohnehin ein perverses Preisniveau erreicht), und kaufen Sie sich ein richtiges Auto mit mindestens drei Litern Hubraum. Plazieren Sie wahlweise den Aufkleber "Mein Auto fährt auch ohne Wald!" oder "Offizieller Sponsor des Finanzministers" auf Ihrer Heckklappe.

Nachwort


Was soll das Ganze eigentlich? Ja, das frage ich mich auch. Ich kann mich natürlich jeden Tag weiter furchtbar aufregen und dann mit 30 einen Herzinfarkt kriegen, oder den ganzen Mist, der mir tagtäglich so im Verkehrsgeschehen unterkommt, irgendwie konstruktiv kreativ verarbeiten und dann drüber lachen. Habe mich hier für letzteres entschieden und wirklich viel Spaß beim Schreiben gehabt. Und wenn nur ein einziger Leser hinterher sich mal selbstkritisch fragt, ob er das Prinzip "Reißverschlußsystem" wirklich kapiert hat, wenn nur einer sich mal fragt, warum die rechte Spur neben ihm bis zum Horizont frei ist, aber hinter ihm wieder so ein blöder Drängler mit der Lichthupe rummacht, wenn nur einer mal die Kreuzung freiläßt im Stau, wenn nur einer kapiert, wie peinlich ein Abi-Aufkleber ist (ganz gleich auf welchem Fahrzeug), wenn nur einer ausnahmsweise mal nüchtern fährt, wenn nur ein TDI-Fahrer merkt, daß er definitiv keinen Sportwagen fährt, dann hat es gar nichts gebracht.
Aber wenn alle es merken, dann schon! :)
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Beitragvon Naglafarn » Do 01 Jul, 2004 16:58

Ich mochte den hier:
setzen Sie ein Zeichen: Verscheuern Sie Ihren TDI (die Preise haben derzeit ohnehin ein perverses Preisniveau erreicht), und kaufen Sie sich ein richtiges Auto mit mindestens drei Litern Hubraum. Plazieren Sie wahlweise den Aufkleber "Mein Auto fährt auch ohne Wald!" oder "Offizieller Sponsor des Finanzministers" auf Ihrer Heckklappe.


Und dann stellte ich am Ende des Textes fest... das warn nur ein Scherz??? :shock:
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