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kaum zu glauben ... aber wahr

BeitragVerfasst: Mi 28 Feb, 2007 14:30
von Minyatur Laurelin
Wien, 27. Februar 2007
Hunderte Zuschauer, ein Geisel-Gangster, der sich anpinkelt, Anrainer spielen "Ba Ba Banküberfall". So irre war die Geiselnahme von Wien.

Stell dir vor es ist Geiselnahme - und eine ganze Stadt spielt verrückt.

Hunderte Schaulustige mit Wurstsemmeln, von einer Wohnungen schallt „Ba Ba Banküberfall“ herab. Dazu ein Geisel-Gangster, der mit einem Plastikrevolver bewaffnet ist, vor einem versperrten Klo steht, sich anpinkelt und dann schockiert aufgibt. Vorher aber noch einem Reporter von ÖSTERREICH ein Telefon-Interview gibt. Was sich Dienstag rund um die Geiselnahme in Wien abspielte, ist wohl in keiner anderen Stadt der Welt möglich. Das gibt es nur in Wien.

Es ist der 27. Februar, genau eine Woche nach Faschingsdienstag.
Der Villacher Fasching – er spielte an diesem Dienstag vor der Bawag-Filiale in der Wiener Mariahilferstraße 22. Gegen 11 Uhr betritt ein vierschrötiger Mann die Bank-Filiale, bedroht Angestellte und Kunden. Die Polizei sagt später, er hätte die Geiselnahme geplant gehabt. Die Komödie nimmt ihren Lauf.
Nach wenigen Minuten ist die Polizei da, sperrt alles ab. Der Geisel-Gangster lässt sich Pizza und Coca Cola vor die Tür stellen bzw. durch den Nachttresor schieben, die ersten Geiseln kommen frei.

Auf der Straße inzwischen: Volksfest-Stimmung.
Hunderte stehen und schauen, viele nutzen die Mittagspause, um Geiselnahme schauen zu gehen. Plötzlich erschallt die Mariahilferstraße unter den Klängen von „Ba Ba Banküberfall“. In einer Wohnung gegenüber der Bawag-Filiale hat jemand seine Stereoanlage ins Fenster gestellt und den Hit der „Ersten Allgemeinen Verunsicherung“ auf volle Lautstärke gedreht. Die Polizei findet das nicht witzig und beendet die Show.

Russische Delegation wittert Action
In der Zwischenzeit hat sich die Geiselnahme herum gesprochen. Auf der Westautobahn macht ein unauffälliges Auto kehrt und nimmt Kurs zurück auf Wien. Im Wagen: eine Spezialeinheit des russischen Innenministeriums, die sich zu einem Besuch in Österreich aufhält. Die Delegation sollte eigentlich in Oberösterreich einer Übung beiwohnen. Als sie erfahren, dass es in Wien Action live gibt, ziehen sie die Bundeshauptstadt vor.
Die Russen sind nicht die einzigen, die unterwegs zur Bank sind. Auch BAWAG-Generaldirektor Ewald Nowotny und ÖGB-Chef Rudolf Hundsdorfer schauen sich die Vorgänge in „ihrem“ Institut live vor Ort an.

Hunderte filmen und fotografieren
Die Fenster in der Umgebung der Bank sind inzwischen gut besucht. Fotografen und Kameramänner filmen, was es nicht zu sehen gibt. In den Redaktionen der Tageszeitungen melden sich im Minutentakt Augenzeugen, die Film- und Fotoaufnahmen zum Kauf anbieten.

Skurrile Postings
In den Postings von oe24.at steht Spaß am Tagesplan. „Der Täter sagt, er hätte nichts zu verlieren, weil er ohnehin ins Gefängnis müsse, ist nicht übertrieben aggressiv und offensichtlich ein unerfahrener Verbrecher, weil ihm die Flucht nicht geglückt ist. ich tippe auf Fritz Verzetnitsch“, schreibt ein User!

Gangster pinkelt sich an
Der Geisel-Ganster steht inzwischen vor dem größten Dilemma seines Leben – er hat kein Klo. Besser gesagt, die Toilette der Bank ist verschlossen. Das Cola zeigt seine Wirkung, der Täter kommt buchstäblich unter Druck.

In dieser Sekunde läutet das Telefon. Ein ÖSTERREICH-Reporter hat die Festnetz-Nummer der Bawag gewählt (warum die Polizei die Nummer für Außenstehende nicht sperrte, bleibt ein Rätsel). Der Reporter hat Glück. Er kann erst mit einer Geisel sprechen („Sie möchten mit dem Geiselnehmer sprechen“? – ich verbinde), dann hat er den Täter direkt am Apparat.

Hier gehts zum Telefon-Gespräch mit dem Geiselnehmer:
http://www.oe24.at/zeitung/oesterreich/ ... 114781.ece

"Wüllst a Geisel sprechen?"
Es entspinnt sich ein Slapstick-Dialog in "Roland Düringer"-Manier. Der Mann beklagt sich, dass er nicht auf die Toilette kann, der Anrufer keinen österreichischen Familiennamen hat, bietet plötzlich an: „Wüllst a Geisel sprechen?“ Dann legt er auf.
Jetzt schlägt das Schicksal unerbittlich zu. Der Geiselnehmer kann die Blase nicht mehr halten und pinkelt sich an. Offenkundig geschockt, gibt er auf. Als er draußen vor der Tür mit erhobenen Armen an einer Hausmauer lehnt, werfen sich gefühlte 20 Polizisten auf ihn. Die letzte Geisel, die an seiner Seite steht, wird weggeschubst, als störe sie in dieser Inszenierung.
Die Geiselnahme ist zu Ende. „Klar“, sagt einer der Umstehenden. „Es ist ja jetzt 16 Uhr. Da macht die Bank ja zu“.
Das ist Wien am 27. Februar 2007. Es ist immer noch eine Woche nach Faschingdienstag.

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klingt komisch, ist aber so :D

BeitragVerfasst: Mi 28 Feb, 2007 15:50
von Guillotine
Das Interview ist ja echt ein Witz

BeitragVerfasst: Mi 28 Feb, 2007 17:32
von Chili
Is wohl völlig überlastet, Interview nimma verfügbar... :P

BeitragVerfasst: Do 01 Mär, 2007 08:55
von Fanorn
Vielleicht eine kurze Anmerkung zu ÖSTERREICH bzw. oe24.at.

Dies ist der neueste (mit Glück letzte) Streich der Gebrüder Fellner, die sich bereits auf dem Markt der österr. "Qualitätsmedien" mit den Publikationen News, Format, Woman, tv-Media, e-media und ähnlichem Schund herumtreiben. Das Tageskäseblatt rangiert Niveautechnisch unterhalb der Bild-Zeitung (nein, das ist nicht unmöglich) und erreicht fantastische Auflagen indem der Großteil als Gratisausgabe an nahezu allen Wiener U-Bahnstationen verteilt wird.

Die Aboabteilung (die eine selbstgestrickte WaWi verwendet) ist ebenso wie die IT-ler hoffnungslos unterbesetzt und überfordert - außerdem werden da nur preiswerte Angestellte geduldet, alles was gewisse Erfahrung mitbrachte, wurde nach Aufbau der jeweiligen Abteilung gefeuert.

BeitragVerfasst: Do 01 Mär, 2007 10:19
von netcrocodile
Ist ja auch ein Drama - nix gegen Ex-Österreicher und wieder eingebürgerte Ex-Österreicher, aber der Journalist ist ja selber nicht der deutschen Sprache mächtig. Der hätte das Interview besser auf Ungarisch führen sollen. Dann hätten wir uns diese Peinlichkeit wenigstens erspart. Ganz abgesehen von der hirnrissigen und gefährlichen Idee sowas zu tun. Wenn das ein echter psychopatischer Geiselnehmer gewesen wäre und nicht ein vertrottelter Bettnässer, hätte das eventuell jemanden das Leben kosten können.
Natürlich ist da auch unsere Polizei schuld. Die hätten natürlich alle Leitungen vom Public Network kappen müssen.

So oder so, Österreich ist die miesestes Zeitung die ich kenne und der Name ist eine Beleidigung und Deformierung der Republik Österreich.

BeitragVerfasst: Do 01 Mär, 2007 11:44
von Numenator
Die hätten natürlich alle Leitungen vom Public Network kappen müssen

Da weiss der CSI Zuseher bescheid :)

Gruß
Tidoc

BeitragVerfasst: Do 01 Mär, 2007 11:51
von netcrocodile
@Tidoc :haha:

BeitragVerfasst: Do 01 Mär, 2007 14:59
von Chili
Gibts das Interview noch irgendwo?

BeitragVerfasst: Do 01 Mär, 2007 16:11
von netcrocodile
Hab grad gesucht auf www.oe24.at. Nix gefunden.
Die haben das wohl wieder rausgenommen weil sich ja mittlerweile der Staatsanwalt damit beschäftigt.

BeitragVerfasst: Mi 14 Mär, 2007 18:47
von Quilla
zum Glueck hat jemand das Interview gerettet :twisted:

http://www.youtube.com/watch?v=UHoAeXumLwg

BeitragVerfasst: Do 15 Mär, 2007 11:47
von Chili
Der blanke Wahnsinn, der Hottehü-Fuzzi hat wirklich einen Dachschaden...