Es war einmal eine kleine Halbelfin.
Ihr Name war Chandara und sie zog aus, um eine erfolgreiche Rangerin zu werden.
Ihre ersten Erfahrungen sammelte sie im Kampf gegen böse Fledermäuse und Skelette und Ratten und ähnlich mächtige Ungeheuer, die vor ihrer Heimatstadt Surefall Glade ihr Unwesen trieben.
Hunger und Durst zwangen sie aber bald sich durch Dunkelheit und Unwetter zu kämpfen - immer ängstlich schauend, ob die übermächtigen Gnolle sie nicht überfallen - um schließlich Qeynos zu erreichen - eine Stadt, die ihr bald zur zweiten Heimat wurde. Zunächst vor der Stadt gegen Ratten und Käfer und die anderen Wesen kämpfend, wagte sie sich schließlich in die Hügel von Qeynos - sammelte ihre Erfahrungen und wurde größer und eines Tages erkundete sie mutig den Weg nach West Karana. Die gefährlichen Tiere, die sich dort auf sie stürzten, ließen sie aber schnell wieder in die Sicherheit von Qeynos zurückeilen. Erst langsam und sehr vorsichtig wagte sie sich einige Zeit später wieder in diese Gegend - dort aber bald die schier unendliche Freiheit und Einsamkeit schätzend.
Viele Wochen verbrachte sie dort. Stolz konnte sie eines Tages ihre ersten Zauber anwenden. Für kurze Zeit ging sie das Wagnis ein, an der Seite eines scheinbar netten jungen Rangers zu kämpfen - aber nicht lange und sie war wieder allein.
Dann kam der Tag, als sie merkte, daß sie den Kreaturen, die sich ihr im Kampf stellten hoch überlegen war und sie keine neuen Erfahrungen gewinnen konnte.
Ein mächtiger Zauber brachte sie in die östlichen Gilde Karanas - sie suchte Schutz in einer Hütte und als sie mit Hilfe ihres Spürsinns die Gegend erkundete schreckte sie zurück angesichts der schier übermächtigen, ihr sehr feindlich gesonnenen Kreaturen. Ein Gebet um Hilfe ausstoßend saß sie und wartete, bis ein befreundeter Druide sie nach Steamfont brachte ... dort vergnügte sie sich eine kurze Zeit damit, Skelette zu erschlagen. Einmal traf sie eine Enchanterin, die sich auch zum Ziel gesetzt hatte die Gegend von diesen gräßlichen Knochenwesen zu befreien und für einige Zeit verbündeten sie sich im Kampf.
Nicht viele Erfahrungen später war aber auch dieses Gebiet für Chandara nicht mehr die richtige Herausforderung, und der freundliche Druide brachte sie nach Freeport, eine neue Heimat für Chandara für lange Zeit. Im Sand von North Ro jagte sie böse Gestalten, beschützte freundliche Tiere, war ständig in Angst vor dem tödlichen Dunkelelfen und wurde erfahrener in Kampf, Magie und Fähigkeiten.
Sie verbrachte Stunden damit, auf der Mauer Freeports sitzend Pfeile zu schnitzen, sie spürte die letzten ihr noch Erfahrung bringenden Mumien mittels ihres Spürsinns auf - doch irgendwann merkte sie, daß sie auch diesen Ort verlassen mußte, wenn sie erfolgreicher werden wollte.
Auch wenn sie stets allein jagte, so hatte sie doch Kontakt zu anderen, denn ihre kleine Schwester Desidia hatte sich einer Gilde angeschlossen.
Chandara hingegen wollte in keine Gilde. Chandara wollte allein jagen. Chandara hatte keine Freunde.
Doch ein Druide namens Gholiat, der Desidias kleines Herzchen erobert hatte und gleichzeit Officer der Gilde war, überredete Chandara das Wagnis einzugehen mit einem Fremden in einer neuen und unbekannten Gegend gemeinsam Erfahrung zu sammeln.
Und in einem Anfall von Kühnheit handelte Chandara gegen all ihre festen Vorsätze - sie schloß sich der Gilde an und ließ sich nach Karana bringen - ein desaströses Erlebnis - der sich zu ihr gesellende Magier-Gnom war eher ein Versager und Chandara lag bald blutend darnieder. Nach diesem Abend wollte sie so schnell wie möglich fort und wieder allein ihr Glück versuchen.
Doch Gholiat ließ nicht locker und geleitete sie nach Firiona Vie.
So lernte sie Maxi kennen - ein junger Monk ihres Alters und ein ziemlich ungehobelter und arroganter Kerl wie Chandara fand.
Sie zogen zum Lake of Ill Omen - in eine Gegend, in die Chandara eigentlich niemals hinwollte, und sie merkten schnell, daß sie ein gutes Kampfteam bildeten.
Am Lake lernte Chandara dann viele neue Freunde aus ihrer Gilde kennen. Sie wurde rasch immer erfahrener und schließlich war sie durch neu erlernte Zauber auch wieder eine gute Solo-Kämpferin, während ihre Freunde schon neue und gefährlichere Gegenden erkundeten.
In einer kurzen Phase des Grolls hatte sie voller Enttäuschung ihre Gilde verlassen, kehrte aber alsbald wieder in den Kreis ihrer Freunde zurück.
Nach einiger Zeit wurden ihr die kleinen Geplänkel mit Goblins und Sarnaks zu langweilig.
So beschloß Chandara eine Reise zum Mond zu wagen. Dort traf sie auch Maxi wieder,und gemeinsam erkundeten sie Dawnshroud Peak, ein bis dahin noch weitgehend unbekanntes Gebiet. Für Chandara war es ein Paradies - hier konnte sie umgeben von friedlichen Wölfen in aller Ruhe jagen - auch ohne Unterstützung anderer.
Danach wagte sie sich ganz alleine nach Eastern Wastes, wo böse Walrösser ihr Unwesen trieben.
Sie war mittlerweile Officer in ihrer Gilde, der sich auch viele neue Freunde angeschlossen hatten.
Sie jagte mit Freunden, sie jagte allein, sie nahm an aufregenden Raids ihrer Gilde teil, sie kümmerte sich um ihre Pflichten als Officer - ihr Leben war sehr ausgefüllt in jenen Tagen.
Ihre Erfahrungen sammelte sie langsam, aber stetig.
Eines Tages erfuhr sie von einem Bündnis, dem sich mehrere Gilden angeschlossen hatten und als Beauftragte ihrer Gilde nahm sie den Kontakt auf.
Überwältigt von der Freundlichkeit, die ihr entgegenschlug, überzeugte sie ihre Freunde, sich diesem Bündnis anzuschließen.
Fortan war ihr Leben noch aufregender.
Die Zeiten des einsamen Jagens waren vorbei - ständig traf sie auf alte und neue Freunden, um gemeinsam etwas zu unternehmen.
Eines Tages lernte sie einen jungen Paladin kennen. Sein Name war Thunderion.
Und ihr Leben erhielt eine entscheidende Wendung.
Die Zuneigung, die sie füreinander empfanden wuchs schnell heran. Sie kämpften oftmals Seite an Seite mit Freunden, oder sie trafen sich um zu zweit die Welten zu erforschen.
Chandara lernte seine Freunde aus seiner Gilde kennen und schätzen und er die ihrigen.
Das was sie füreinander fühlten war stärker als alle Gildengrenzen.
Dann kam der lang ersehnte Tag der Hochzeit - der schönste Tag in Chandaras Leben.
Stolz trugen sie nun ihren gemeinsamen Namen - und besonders stolz waren sie, Seite an Seite zu kämpfen und auch in größter Gefahr zusammen zu halten.
Eine Zeitlang schien es, als würde dieses Glück für Chandara ewig andauern:
Sie hatte einen geliebten Mann, der ihr oft zur Seite stand.
Sie hatte eine Gilde mit vielen lieben Freunden, mit denen sie gerne in den Kampf zog.
Sie hatte eine Aufgabe, ihrer Gilde zu dienen und das Bestmögliche für sie zu erreichen.
Sie hatte Freunde in der Gilde ihres Liebsten und Freunde im Bündnis und bestand vielerlei Abenteuer.
Sie hatte Ziele vor Augen, die plötzlich erreichbar schienen.
Doch dann schien ihr Traum und ihre Welt zu zerbrechen.
Freunde verließen sie.
Freunde verließen das Bündnis.
Freunde entschwanden aus dieser Welt.
Die Abenteuer wurden seltener.
Ihr Liebster eröffnete eines Tages ihr schweren Herzens, daß er eine neue Gemeinschaft gefunden hatte, neue Aufgaben vor ihm lagen und sie überlegten lange gemeinsam wie dies sich auf ihr Leben auswirken würde.
Er schwor ihr, daß er sie nie verlassen und sich für sie nichts ändern würde - ihre Liebe wäre stark genug. Sie schwor ihm immer zu ihm zu halten und an seiner Seite zu sein , wann immer ihr dies möglich sei.
Aber ihr Leben war ein anderes geworden.
Sie sah ihren Liebsten wann immer es möglich war - aber die Zeiten des zwanglosen Kämpfens gemeinsam mit ihm und ihren Freunden war vorbei - nur selten ergaben sich hierzu die Gelegenheiten.
Sie schloß sich enger an die ihr verbliebenen Freunde an.
Sie merkte, daß auch die Zeit des einsamen Jagens vorbei war - zuviel hatte sich geändert.
Sie überwand sich dazu, sich vollkommen Fremden anzuschließen, um Erfahrungen zu sammeln, aber merkte schnell wie unwohl sie sich dabei fühlte.
Chandara hatte sich verändert und die Welt um sie herum hatte sich verändert.
An Thunderions Seite und gemeinsam mit seinen neuen Freunden eröffneten sich ihr Dinge, die sie vorher nie geglaubt hatte kennenzulernen.
Ihre Erfahrungen wuchsen in einer nie zuvor gekannte Geschwindigkeit, und sie drohte in diesem Sog sich selbst zu verlieren, das Gefühl für sich, für ihre Stärken.
Sie lernte neue Freunde kennen.
Aber sie vergaß auch ihre alten Freunde nicht.
Immer wieder nagten Zweifel an ihr - was sie in ihrem Leben erreichen wollte - was ihr wichtig war - wer ihr wichtig war - was ihre Aufgabe sei ...
Sie ließ sich unter einem Baum auf der Ebene der Erkenntnis nieder.
Erinnerungen strömten auf sie ein.
Gefühle.
Ängste.
Zwänge.
Zweifel.
Unsicherheit.
Fragen.
Und tief in ihrem Innern hört sie eine Stimme, die nach ihr ruft.