Zur Brust genommen
Gleichberechtigung made in USA
Dass die US-amerikanische Justiz zur Prüderie neigt, ist bekannt - so musste auch schon einmal eine künstlerisch etwas freizügig gestaltete Justitia-Statue ihre Blöße bedecken. Um so weniger verwundert es, wenn das Zeigen realer Brüste im Land der Freien ein juristisches Nachspiel haben kann.
Außer natürlich man ist ein Mann. So hatte der 23-jährige Jerome Mason kaum an strafrechtliche Konsequenzen gedacht, als er sich mit nacktem Oberkörper präsentierte. Kurz darauf wurde er von der Polizei in Cincinnati wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses festgenommen. Der Grund: Trotz seiner eher maskulinen Statur und Größe soll er Brüste besitzen, die offenbar geeignet sind, durch ihren Anblick Anstand, Sitte und Ordnung zu verletzen.
Männerbrust (Foto: picture-alliance / Helga Lade Gm) [Bildunterschrift: Auch Männer sollten in Cincinatti ihre Oberweite tunlichst bedecken.]
Das sah auch der Staatsanwalt so, der nach knapp dreimonatigen Ermittlungen Anklage erhob. Folgt der Richter seiner Argumentation, drohen Manson bis zu 30 Tage Haft. Was manche als einen weiteren Schritt zur echten Gleichberechtigung werten mögen, will der Verteidiger von Manson nicht einsehen. Ein solches Urteil würde eine gefährliche Präzedenz schaffen, so der Anwalt Michael Welsh gegenüber der "Cincinnati Post". Ansonsten laufe jeder Mann, der sich ohne Hemd in der Öffentlichkeit zeigt, Gefahr, im Gefängnis zu landen.
Auch wenn der eine oder die andere das aus ästhetischen Gründen begrüßen würde - vor Gericht will Welsh verhindern, dass Männerbrüste zu Straftatbeständen werden. Und selbst wenn der Richter seiner Argumentation nicht folgt, hat sein Anwalt immer noch eine Trumpfkarte in der Hinterhand: Nach einem Urteil aus dem Jahre 1990 gehören Brüste in Cincinnati nicht zu den Körperteilen, die in der Öffentlichkeit Ärgernis erregen - auch dann nicht, wenn sie zu einer Frau gehören.