von Nisil » Fr 11 Okt, 2002 10:36
Es war einmal ein Wasserträger, der hatte zwei große Eimer, ein jeder hing am Ende einer Stange herab, welche er auf seinen Schultern trug.<br>Einer der beiden Eimer hatte ein Loch, während der andere makellos war und immer die gesamte Menge Wasser zum Ziel brachte. Am Ende jeden mühseligen Marsches von der Quelle bis zum Haus war in dem beschädigten Eimer jedes Mal nur noch die Hälfte des Wassers enthalten.<br><br>Dies zog sich schließlich 2 volle Jahre hin, Tag für Tag, die der Mann immer nur einen vollen und einen halbvollen Eimer nach Hause brachte. Natürlich war der heile Eimer stolz auf sich selbst, perfekt für seinen Zweck. Aber der arme kaputte Eimer schämte sich seiner Unzulänglichkeit wegen und war verärgert darüber, dass er jedes Mal nur die Hälfte von dem tragen konnte, wofür er eigentlich hergestellt wurde.<br><br>Zwei Jahre später, als die Scham immer größer wurde und sie sich wieder an der Quelle befanden, sprach der kaputte Eimer zu dem Wasserträger: "Ich bin zu nichts zu gebrauchen, es tut mir unendlich Leid, dass ich wegen des Loches in meiner Seite immer nur die Hälfte des Wassers zu deinem Haus tragen konnte, den ganzen weiten Weg... Meinetwegen musstest du die ganze Arbeit verrichten und all die Mühe zahlte sich nicht einmal aus".<br><br>Daraufhin sagte der Mann zu dem Eimer: "Ist dir aufgefallen, dass nur auf deiner Seite entlang des Weges Blumen wuchsen, aber auf der anderen Seite keine einzige? Ich habe immer über das Loch in deiner Seite Bescheid gewusst und habe deshalb Blumensamen auf deiner Seite des Pfades eingegraben. Und jedes Mal, während wir zurück zum Haus gelaufen waren, hast du alle Blumen gegossen, ohne es zu wissen. Seit zwei Jahren konnte ich nun wunderschöne Blumen pflücken, um meinen Tisch im Haus zu zieren. Wärst du nicht so, wie du bist, gäbe es auch nicht den schönen Anblick der Blumen, die das ganze Haus beleben.<br><br>Jeder von uns hat seine eigenen Unzulänglichkeiten. In gewisser Weise sind wir alle fehlerhafte Eimer. Aber es sind diese Fehler und Macken von uns, die unser gemeinsames Zusammenleben so interessant und lebenswert machen. Man muss nur die Leute so nehmen, wie sie sind und das gute in ihnen suchen<br> <p>enalia - christian</p><i></i>