Ein Tag im Freibad

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Ein Tag im Freibad

Beitragvon Fanorn » Mi 23 Jul, 2003 15:54

Ich packe so gegen 11 Uhr an einem freien Mittwoch mein Handtuch, ein
Buch,eine Flasche ALDI-Mineralwasser und eine Flasche Sonnencreme ein und
setz mich ins Auto. Natuerlich muesste ich nicht mit dem Auto fahren. Ich
koennte ja auch mit dem Rad fahren. Aber Rad fahren ist genauso zum Kotzen
wie Strassenbahn fahren... und zu Fuss geht nun wirklich nicht! Also, ich
fahre zum Schwimmbad.

Je naeher ich dem Schwimmbad komme, um so groesser wird die Zahl der
Radfahrer, die mit sonnigem Gemuet kreuz und quer nebeneinander und
sowieso ueberall auf der Strasse herumschlingern, die Sonnenbrille auf der
Nase und tonnenweise Krempel im Koerbchen, wie zum Beispiel Luftmatratzen,
Kuehlboxen, Sonnenschirme oder ihren Nachwuchs. Man koennte glauben,manche
waeren aus ihren Haeusern vertrieben auf dem Weg in die Fremde... aber
nein, sie wollen tatsaechlich nur einen Tag ins Schwimmbad.

In tiefem Vertrauen auf den lieben Gott und meine Geduld rauschen sie also
unkoordiniert vor meinem Auto herum... aber ich lasse mich nicht
entmutigen und suche einen Parkplatz. Schatten waere toll. Am besten nicht
zu weit weg.

Ich suche ungefaehr eine halbe Stunde und stelle mich dann siebeneinhalb
Kilometer vom Eingang entfernt gegen die Fahrtrichtung im absoluten
Halteverbot auf einen sonnendurchfluteten Radweg, den die oben erwaehnten
Bekloppten komischerweise eisern ignorieren.

Vor der Kasse steht eine riesige Menschenmenge. Darunter auch fuenf
aeltere Herren in Team Telekom-Outfits, die lauthals verkuenden, dass sie
nach 20 Kilometern Rad fahren jetzt noch 25 Bahnen schwimmen werden...
Interessante Triathlon-Variante: mit dem Fahrrad ins Schwimmbad, mit dem
Krankenwagen wieder zurueck. Drei Teenies zwaengen sich durch die Reihe
nach vorn. Auf meinen freundlichen Hinweis, sie sollten sich doch bitte
hinten anstellen, antwortet einer mit einem ebenso freundlichen: "Halt
doch die Fresse, Schwuchtel!". Aber ich freu mich einfach nur weiter auf
das kuehle Nass und passe nebenbei auf, dass mir im Gedraenge keiner den
Geldbeutel klaut.

An der Kasse mache ich meinen Anspruch auf Ermaessigung geltend. Die
freundliche Dame bittet mich herein, laesst sich Studentenausweis,
Personalausweis, Fuehrerschein, EC-Karte, Organspender-Karte, Impfpass und
Geburtsurkunde vorlegen und unterzieht mich einem Luegendetektor-Test.
Nachdem das BKA meine Fingerabdruecke ueberprueft hat gewaehrt man mir
tatsaechlich ermaessigten Einlass in den Badespass-Park!

Ich suche mir ein nettes Plaetzchen auf der Wiese, lege mein original
rotes Schwuchteltuch auf ein Ameisenloch und eine alte Portion Pommes und
freu mich auf den schoenen Tag. Die Voeglein singen, die Kinder schreien
und die Kids nebenan erfreuen das ganze Schwimmbad mit dem lieblichen
Geschrei von Rammstein, welches aus ihrem Ghettoblaster droehnt. Dann
erfreue ich die Bienen und Wespen, indem ich mich von Kopf bis Fuss mit
einer pampigen stinkigen Sonnencreme einschmiere. Sofort summen sie lustig
um mich herum...

Ach, das Leben ist schoen! Nachdem ich mich eine halbe Stunde in der Sonne
geraekelt habe, bekomme ich langsam Durst und greife zu meinem Wasser. Als
ich gerade trinken moechte donnert mir ein Fussball lustig hinten auf die
Birne, was dazu fuehrt, dass ich mir am Flaschenhals ein noch lustigeres
kleines Stueck vom Schneidezahn abschlage... Ich drehe mich um und da
steht... so ein Zufall! Das sympathische kleine Arschkind vom Eingang!
Entschuldigend sagt der Kleine zu mir: "Geb mein Ball her, du Missgeburt!"
Da kann ich natuerlich nicht nein sagen und werf ihm den Ball zu..., Im
Schwimmbad ist es echt toll! Doch ein Schluck Wasser konnte mich nicht
wirklich erfrischen. Zeit fuer einen Sprung ins kuehle Nass! Nachdem ich
einen netten Mann neben mir darum gebeten habe, doch ein Auge auf meine
Sachen zu haben, waehrend ich schwimme, schlendere ich zum Becken. Hier
ist es toll! Viele kleine Kinder rennen herum. Eins rennt mir mit dem Kopf
in die Eier und faengt an zu heulen. Die Mutter schreit mich ein wenig an,
was mir einfiele, so einfach am Becken vorbeizugehen wenn ihr Kind da
herumtobt. Ja, das tut mir natuerlich Leid... haett ich auch wirklich
besser aufpassen muessen. Endlich bin ich im Wasser. Das ist echt schoen!

Das Sonnenoel von tausenden Leuten schillert auf der
Wasseroberflaeche,durch die Chlor-veraetzten Augen scheint die Welt in
einen lieblichen Schleier gehuellt. Ich tauche unter und geniesse gerade
den Wechsel zwischen kaltem Wasser und warmem Pipi als mir ein nettes
kleines Kind vom 3-Meter-Brett auf den Ruecken springt. Als ich japsend
auftauche, um mich zu entschuldigen, sehe ich, dass es ja genau das
gleiche Kind wie eben war! Hach wie nett! Hoffentlich hat es sich nicht
weh getan! Es hoert auch tatsaechlich gleich auf zu weinen, nachdem ich
ihm meine Uhr geschenkt habe. So ein liebes Kind! Raus aus dem Wasser,
zurueck zum Platz.

Als ich dort ankomme, ist der nette Nachbar, der ein wenig auf meine
Sachen aufgepasst hat, nicht mehr da. Mein Geldbeutel auch nicht. Dafuer
aber sein Hund, der gerade mein Schnitzelbroetchen frisst um danach in
meinen Turnschuh zu Sch°°°°°°. Netter Hund! Eigentlich bin ich sehr
ausgeglichen... aber jetzt ist es doch langsam genug. Ich packe meine
Sachen zusammen und den bloeden Hund in die Kuehlbox seines freundlichen
Herrchens. Selbige lasse ich feierlich im Wellenbecken zu Wasser und
schaue mir belustigt den wilden Ritt an, waehrend ich ein paar Takte
"Surfin USA" pfeife. Mit dem Handy des Herrchens rufe ich eine 0190-Nummer
an und werfe es dann aufs Dach der Umkleidekabinen. Jetzt hab ich mich
schon beinahe beruhigt. Ich schlendere zu meinem Fussball-Freund, nehme
ihm den Ball ab und schiesse ihn mit einem beeindruckenden Vollspann aus
einem Meter Entfernung direkt in sein nettes Gesicht. Nachdem er
blutüberströmt nach hinten umgefallen ist, nehme ich die Gelegenheit wahr,
in seinem Rucksack noch ein kleines Feuerchen zu legen und mache mich auf
den Weg zum Ausgang.

Als ich am Beckenrand vorbeikomme sehe ich meinen Kumpel vom
3-Meter-Brett. Da der Bademeister gerade dabei ist, einen Telekom-Opa aus
dem Becken zu fischen nutze ich den Moment, schnapp mir die Badehose des
netten kleinen Schweinepriesters und haenge sie nicht weit entfernt an
einen hohen Ast.

Als ich am Ausgang ankomme schau ich mich ein letztes Mal um: Der
Fussball-Penner huepft plaerrend um seinen brennenden Rucksack herum (das
Feuer hat inzwischen auf benachbarte Bastmatten uebergegriffen), die
kleine Nervensaege huepft nackt unter dem Badehosen-Baum herum (Umzingelt
von
kreischenden Mädchen) und der nette Nachbar sucht seinen Hund... die fest
verschlossene Kuehlbox zieht immernoch ihre Bahnen im Wellenbecken und das
Handy funkelt mir lustig vom Umkleidendach zu. Die Rechnung muss
inzwischen bei etwa 98 Euro liegen...

Als ich zum Auto zurueckkomme haengt ein Strafzettel dran. Ich nehm ihn
ab, lese ihn aufmerksam durch und esse ihn auf. Dann steig ich in mein
bruetend heisses Auto und denke: Gar nicht so schlecht, so ein Besuch im
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