Was den Amies ihr George Dappelyou Bush ist, ist den Italieniern ihr Berlusconi:
Kurz vor der Parlamentswahl in Italien macht Silvio Berlusconi wieder mit drastischen Worten von sich Reden: Er warnte seine Landsleute, die Freiheit sei in Gefahr, wenn die konkurrierende Mitte-Links Koalition gewinne. Eine Übersicht der deftigsten verbalen Ausfälle des Premiers.
Rom - Die meist wenig sensiblen Sprüche Silvio Berlusconis spalten das Land. So unterschiedlich kann die Wahrnehmung sein: Seine Anhänger sehen in ihrem Ministerpräsidenten einen charismatischen Redner mit einem ungewöhnlichen Sinn für Humor. Seinen Gegnern zufolge schadet er dem Ansehen Italiens. Häufig genug sorgte sein politischer Stil selbst international für Aufsehen. SPIEGEL ONLINE präsentiert "Best of Berlusconi":
· April 2006 über die Anhänger der Opposition: "Ich habe zu viel Respekt vor der Intelligenz der Italiener, um zu glauben, sie könnten solche Trottel ("coglioni") sein und gegen ihre eigenen Interessen stimmen."
· März 2006: "Gehen Sie und lesen Sie im Schwarzbuch des Kommunismus und Sie werden sehen, dass im China Maos keine Babys gegessen wurden, aber gekocht, um damit die Felder zu düngen."
· Februar 2006: "Ich bin der Jesus Christus der Politik. Ich bin ein geduldiges Opfer, habe mich selbst für alle geopfert."
· Februar 2006: "Nur Napoleon hat mehr getan als ich. Aber ich bin definitiv größer."
· August 2005 in einem Interview mit "La Stampa": "Nicht einmal die Wirtschaft läuft wirklich schlecht. Von meiner Villa aus habe ich eine herrliche Panorama-Sicht, die auch dieses Jahr durch den Blick auf viele Yachten besticht ... Niemand kann mehr Mobiltelefone, mehr Autos, mehr Fernseher sein Eigen nennen als die Italiener. Wissen sie wie viele unserer Frauen sich Schönheitsoperationen leisten können?"
· Juni 2005: Berlusconi erklärt, er habe seinen männlichen Charme spielen lassen, um die finnische Präsidentin Tarja Halonen zu überzeugen, dass die Lebensmittelsicherheitsbehörde der EU nach Italien kommt. "Ich musste alle meine Playboy-Taktiken anwenden, auch wenn ich sie eine Zeit nicht benutzt hatte." Finnische Diplomaten protestieren.
· September 2004 in einem Interview mit dem Magazin "Spectator": "Mussolini hat nie jemanden getötet. Mussolini schickte Menschen in Lager in den Urlaub."
· Juli 2003 zum deutschen EU-Abgeordneten Martin Schulz, der ihn während einer Debatte im EU-Parlament kritisierte: "Herr Schulz, ich weiß, dass ein Mann in Italien einen Film über Konzentrationslager der Nazis produziert. Ich würde sie gern für die Rolle eines Aufsehers vorschlagen. Sie wären perfekt."
· Juni 2003 während eines gegen ihn gerichteten Korruptionsprozesses: "Vor dem Gesetz sind alle Bürger gleich, aber vielleicht ist dieser hier noch ein bisschen gleicher als die anderen, angesichts der Tatsache, dass ihm 50 Prozent der Italiener die Verantwortung übertrugen, ihr Land zu regieren."
· Mai 2003 in einem Interview mit der "New York Times": "Ich habe ein Segelboot, aber in den vergangenen zwei Jahren war ich nur einen Tag darauf. Und in meinem Haus auf den Bermudas war ich seit zwei oder drei Jahren nicht mehr ... Mein Leben hat sich verändert. Die Qualität ist schrecklich geworden. Was für ein brutaler Job."
· Dezember 2002: Er fordert entlassene Fiat-Arbeiter auf, sich Jobs auf dem Schwarzmarkt zu suchen: "Die Klügsten können sicherlich einen zweiten Job finden, vielleicht inoffiziell."
· September 2002 auf die Frage, warum die Polizei Tretboote benutzen muss, um schiffbrüchige Immigranten vor der Küste zu bergen: "Manchmal funktionieren Tretboote gut. Keine der Leichen hat sich beschwert."
· Februar 2002: Berlusconi hebt bei einer Gruppenaufnahme beim EU-Gipfel hinter dem Kopf des spanischen Außenministers Josep Pique zwei Finger und macht die in südlichen Ländern gebräuchliche Geste für einen betrogenen Ehemann.
· Oktober 2001: Berlusconi entfacht einen Proteststurm muslemischer Länder mit der Äußerung: "Wir sollten uns der Überlegenheit unserer Zivilisation bewusst sein, die aus einem Wertesystem besteht, welches den Menschen weit verbreiteten Wohlstand gegeben hat und Respekt für Menschenrechte und Religion garantiert. Dieser Respekt existiert ganz sicher nicht in islamischen Ländern."
ler/Reuters/AP
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